1. Die Ermittlung


    Datum: 16.08.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNNNM

    ... einer Frau namens Becky Katana, wohnhaft in der Theodol-Straße 175. Sie war vor fünf Jahren im Alter von 87 Jahren verstorben.
    
    "Warum bist du nicht gemeldet?" fragte Stefan Sermo, nachdem die Verbindung beendet war.
    
    "Ich weiß nicht. Die Ärzte im Krankenhaus müssen das wohl verschwitzt haben."
    
    -
    
    Der Oberarzt im Diana-Etienne-Krankenhaus war ein älterer Mann mit weißem Kittel, grauen Haaren und einem vertrauenserweckenden Gesicht. Laut Namensschild hieß er Mado Kapersky. Doktor Kapersky nahm sich Zeit für den Besucher, denn offenbar gab es im Krankenhaus ansonsten nicht viel zu tun. Er bestätigte ohne zu Zögern, dass Geburten an die Behörden weitergemeldet wurden. Stefans Herz pochte. Er hatte das Informationsleck eingekreist und so gut wie dingfest gemacht. Entweder hier oder in der Behörde waren die Meldungen liegengeblieben.
    
    "Wer ist für die Meldung hier verantwortlich?" fragte er.
    
    "Ich mache das persönlich. Die Geburt eines neuen Bürgers ist ein Ereignis von... von Wichtigkeit für uns alle."
    
    "Können Sie sich noch erinnern, wie das letzte Baby hieß, das sie gemeldet haben und wer in der Behörde die Meldung entgegengenommen hat?"
    
    "Aber sicher!" Er überlegte kurz. "Ich weiß allerdings nicht, ob ich Ihnen das... Ach naja, was soll's! Es war ein süßes kleines Mädchen mit einem schwarzen Haarflaum: Hana Kametz. Der zuständige Sachbearbeiter im Einwohnermeldeamt hieß, wenn ich mich nicht irre, Viburn."
    
    "Und wissen Sie vielleicht noch, wann das ...
    ... genau war?"
    
    "Nicht genau! Es war vor rund 66 Jahren."
    
    Jetzt erst bemerkte Stefan das kleine Label "MedBot Layer 118" unter dem Namensschild. "Und seither ist nicht ein einziges Kind mehr geboren worden?"
    
    "Das weiß ich nicht. Jedenfalls nicht in unserem Haus. Es gibt natürlich noch andere Krankenhäuser, und es gibt die Möglichkeit der Hausgeburt. Unsere Hebammen unterstützen die werdenden Mütter selbstverständlich auch in diesen Fällen. Sofern sie es wünschen."
    
    "Und? Haben Ihre Hebammen in den letzten Jahren einer Hausgeburt beigewohnt?"
    
    "Nein."
    
    Eine Pause entstand. Offenbar war es auf Roter Fels so gewesen, dass sich die menschliche Gesellschaft von den Bot-betriebenen Anlagen fast völlig abgekoppelt hatte. Die Menschen waren nicht mehr gemeldet, und sie bekamen ihre Kinder nicht mehr in den Krankenhäusern. Es war, als ob es zwei parallele Gesellschaften geben würde. Aber warum? Und wie viele Menschen gab es?
    
    Stefan bedankte sich bei Doktor Kapersky und verließ das Krankenhaus.
    
    -
    
    Bei seinem Besuch im alten Haus von Becky Katana begleitete ihn Sermo, die wegen der Sonderschicht vom Vortag frei bekommen hatte. Sie hatte sich legere Freizeitkleidung angezogen, die nichts zeigte. Aber allein das Wissen darum, dass sich unter der Kleidung eine splitterfasernackte Sermo verbarg, erregte Stefan, wenn er in ihrer Nähe war.
    
    Die Theodol-Straße befand sich weit außerhalb in einer schmucklosen Wohnsiedlung immer gleicher Reihenhäuser aus schwärzlich rotem ...
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