Natascha
Datum: 18.08.2018,
Kategorien:
Betagt,
Autor: byadrianvf
... frage ich nicht.« Sie setzt sich neben mich, ohne eine Antwort abzuwarten. Auch ich nehme meinen Platz wieder ein. »Entschuldigung. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.« -- »Das war nicht zu übersehen. Und gerade sind sie bei meinen Titten.« -- »Ähm ... ja. Ertappt.« Tatsächlich wurden meine Augen magisch angezogen. »Entschuldigung.« -- »Macht doch nichts. Ich fasse das als Kompliment auf. Und ich mag sie auch.« Sie lacht und verschränkt die Arme unter ihren Brüsten, drückt sie so ein wenig nach oben, um sie mir zu präsentieren. »Ähm ...« Peinlich. Ich stottere wie ein Primaner. »Entschuldigung. Normalerweise reduziere ich Frauen nicht auf ihr Äußeres. Sie natürlich auch nicht ...« -- »Mit meinen Titten bist du ja schon auf du und die gehören nun mal zu mir. Dann kannst du den Rest auch duzen und auch näher kennen lernen. Ich heiße Natascha.« -- »Adrian. Es ist mir eine große Freude, nicht nur, was das Duzen angeht. Die Idee des näheren Kennenlernens ist mehr als verlockend.« Langsam gewinne ich meine gewohnte Eloquenz zurück. -- »Finde ich auch.«
Die Bedienung erscheint am Tisch. »Hallo Natascha! Ein großes Guinness und eine Garbo, doppelt belegt, ohne Ruccola, richtig?« -- »Genau so, ja.« -- »Und für Sie noch einen Wein?« -- »Danke, nein. Aber ein Glas Wasser wäre nett.«
Die Getränke werden nach wenigen Augenblicken gebracht. -- Das Bier wurde offensichtlich schon gezapft, sobald die Stammkundin das Café betrat. Natascha gönnt sich einen beachtlichen Schluck ...
... und stellt dann fest: »Ich habe dich hier noch nie gesehen. Was treibt dich her?« Ich berichte kurz über die Kunstausstellung. »Ich kann mit der meisten Kunst wenig anfangen«, outet sich mein Gegenüber. »Mit dem Zeug in dieser Ausstellung schon gar nichts. Habe darüber in der Zeitung gelesen und sofort beschlossen, da nicht hinzugehen. Kunst soll einem ja was sagen und der Quatsch da sagt mir gar nichts. Also ist das für mich keine Kunst. Basta.«
Diese rigorose Einstellung amüsiert mich -- zumal ja auch nicht von der Hand zu weisen. »Nun ja«, wende ich probehalber ein, »es bedarf gelegentlich der Anleitung, um zeitgenössische Kunst zu verstehen.« -- »So ein Quatsch!« poltert die Kritikerin jetzt los. »Der Künstler hat doch angeblich ein ›Anliegen‹. Er will was ›vermitteln‹, meist, ohne gefragt worden zu sein. Also hat er eine ›Bringschuld‹. Das bedeutet, dass er sich gefälligst so ausdrückt, dass die Betrachter ihn auch ohne Gebrauchsanweisung verstehen. Die Typen in dieser Ausstellung machen das nicht«, ereifert sie sich weiter, »Entweder wollen sie nicht, suchen also ausschließlich die Kommunikation mit den ach so Intellektuellen, die sich auf ihr ›Kunstverständnis‹ einen runterholen -- oder sie können nicht und verkacken damit als Künstler. Ich glaube, das Zweite stimmt. In der Zeitung stand was von ›Appell an die Gesellschaft‹. Zum Totlachen!«
›Donnerwetter!‹ staune ich. ›Das nenne ich mal ein Statement zur Kunst-Definition. Ich wäre froh, wenn meine Studenten, meine ...