1. Laycastre 05 - Wald ohne Ausweg


    Datum: 12.03.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bypronstories

    ... meinen Hintern nehmen solltest?"
    
    Noram nickte. Lisindra kicherte spöttisch: "Das war doch zwischen uns abgesprochen! Hast du das denn nicht durchschaut?"
    
    Noram blieb der Mund offen stehen: "Du wolltest das?"
    
    "Na klar."
    
    Noram war erst fassungslos, dann wütend: "Wolltest du auch, dass sie mich tötet, wenn ich nicht gehorche?".
    
    Lisindra zuckte mit den Achseln: "Nö, aber selbst wenn - und jetzt hast du ja sie getötet, also was ist schon dabei?"
    
    Noram ging langsam rückwärts, fassungslos ob der Kälte der Fee: "Also wart ihr befreundet?"
    
    "Ja", antwortete Lisindra, "warum?"
    
    "Und dir ist egal, dass ich sie umgebracht habe?"
    
    "Was soll denn jetzt die Frage?", fauchte Lisindra. "Ist doch ihr Problem!"
    
    Noram drehte sich stolpernd um und rannte davon. "Bleib bloß fern von mir!", schrie er noch in Richtung der Fee, bevor er sie hinter sich im Wald zurückließ.
    
    Er irrte nackt durch den Wald. Die Helligkeit war gleichbleibend; da es keine Sonne gab, waren auch die Schatten beständig und blieben an den immer gleichen Stellen. Er trank Wasser aus ein paar Bächen und aß Beeren, die er an Sträuchern fand. Zwar sah er auch Pilze, doch waren sie ihm unbekannt; daher ließ er sie stehen. Trotz der Beeren bekam er nagenden Hunger. Halbherzig hatte er versucht, ein Kaninchen zu fangen, doch es war ihm mühelos entkommen. Fast meinte er, Spottrufe aus dem Bau des Tieres zu vernehmen, in den es sich verkrochen hatte; doch das musste ein Produkt seiner überreizten ...
    ... Fantasie sein. Ein Reh, das er zwischen den Bäumen erblickt hatte, ließ er gleich in Ruhe. Er sah keine Chance, es zu fangen, und wusste erst recht nicht, wie er es hätte töten sollen, falls er es doch erwischen sollte.
    
    Noram suchte immer weiter nach der Eiche, unter der seine Schuhe waren, um von ihr aus einen neuen Versuch zu starten, zu den Feldern zurückzugelangen. Doch egal wie er ging - in Kreisen oder zurück in die Richtung, aus der er gerade eben kam - selbst Waldstücke, die er gerade erst verlassen hatte, kamen ihm vollkommen unbekannt vor. Er glaubte beinahe, der Wald würde sich beständig verändern, um ihn bewusst in die Irre zu führen.
    
    Jedesmal, wenn er ein Geräusch hörte, versteckte er sich für den Fall, dass es eine Fee war. Er wollte auf keinen Fall noch einer in die Hände fallen. Meistens war es nichts oder irgendein Tier.
    
    Einmal war es eine Fee; schon von Weitem hatte er ihren Gesang vernommen. Sie hatte goldglänzende Haare und ein langes, fließendes Kleid. Das Lied, das sie in einer Noram unbekannten Sprache sang, rief eine seltsame Melancholie in ihm hervor.
    
    Ein anderes Mal hörte er ein Rascheln im Gebüsch und verbarg sich hinter einem Baum. Ein Reh kaum aus dem Gebüsch hervor und sprang über das Moos, auf dem er gerade noch gelaufen war. Noram wollte schon hervortreten - da schoss eine Fee lautlos aus dem Himmel auf das Reh und schlug ihre Krallen in seinen Rücken; das Reh floh, gefolgt von der Fee. Mit immer neuen Sturzflügen riss sie weitere, tiefe ...