1. Laycastre 05 - Wald ohne Ausweg


    Datum: 12.03.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bypronstories

    ... Wunden in sein Fell, bis das erschöpfte Tier fast außer Sicht blutüberströmt zusammenbrach. Noram sah, wie die Fee Fleisch aus dem Kadaver riss und verschlang.
    
    Er wartete noch lange, nachdem die Fee weitergeflogen war, bevor er aus dem Busch hervorkam.
    
    Irgendwann legte er sich erschöpft hinter einen Busch und sank in einen unruhigen, schwitzigen Schlaf. Zum Glück war es so mild, dass er trotz seiner Nacktheit nicht übermäßig fror. Er wachte andauernd auf und sah sich gehetzt um, bevor er sich erneut hinlegte und in den nächsten alptraumbeladenen Schlummer sank.
    
    Erneut erwachte er; es war dunkel geworden. Dieses Mal hatte er von Musik geträumt; der Klang von Flöten und lieblichem Gesang. Da wurde ihm bewusst, dass er die Musik noch immer hörte! Er sah sich um und bemerkte in der Ferne einen Lichtschein zwischen den Bäumen, aus dessen Richtung auch die Musik kam.
    
    Inzwischen war der Hunger bohrend geworden und beherrschte all seine Gedanken. Ich bin mindestens schon zwei Tage hier, auch wenn es das erste Mal dunkel ist, dachte Noram bei sich. Und: Wo Musik und Licht sind, gibt es auch Essen.
    
    Also machte er sich auf den Weg. Je näher er dem Lichtschein kam, desto vorsichtiger wurde er. Irgendwann kroch er auf dem Bauch von Busch zu Busch und von Baum zu Baum, vermied jedes Geräusch und hob kaum den Kopf. Je näher er kam, desto deutlicher hörte er hohen, mehrstimmigen Gesang, Flöten und Gelächter. Endlich konnte er die Lichtung überblicken, von der der ...
    ... Lichtschein kam.
    
    In ihrer Mitte brannte ein riesiges Feuer. Ein umgestürzter Baum am Rande der Lichtung diente als Tisch für große Blütenblatter voller Flüssigkeiten - Wo wachsen nur diese Blumen?, fragte Noram sich - und Teller gefüllt mit Beeren und gebratenem Fleisch. Bei dem Anblick lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Um das Feuer wirbelte eine Vielzahl von Feen; sie flogen Pirouetten, die fließend in Tanzschritte auf dem Boden übergingen. Dabei sangen sie mit ihren hohen, lieblichen Stimmen schnelle, lustige Lieder und lachten; einige spielten bei alldem auf kleinen Holzflöten. Nur Frauen, dachte Noram. Und dann: Eigentlich müsste ich aus der Dunkelheit an den Baum herankommen, ohne dass sie mich sehen.
    
    "Bist du der Mensch, von dem Mayelle und Lisindra erzählt haben?", fragte eine Stimme hinter ihm. Noram erstarrte; seine Eingeweide wurden zu Eis. Langsam drehte er sich um. Hinter ihm flatterten neugierig zwei Feen. In der Dunkelheit hatten beide helles Haar; bei der einen war es gelockt, bei der anderen verwuschelt.
    
    "Ich-ich wollte nicht...", stotterte er.
    
    "Ja, du bist der Mensch!", kicherte die Lockige. "Genauso hat Mayelle gemacht, als sie von die erzählt hat! 'Ich-ich-ich'", äffte sie ihn nach und kicherte.
    
    Die andere fiel mit ein, dass sie sich die Bäuche vor Lachen halten mussten. Noram nutzte die Gelegenheit und rannte in die Dunkelheit. Doch wenige Meter weiter landeten die beiden Feen von oben vor ihm auf den Boden und versperrten ihm mit fangzahnigem ...