1. Zwei Brüder, ich und das Rauschen des Meeres


    Datum: 18.03.2023, Kategorien: Sonstige, Autor: Emily Bloomingdale

    ... einen kleinen Moment, bis ich den Sinn seiner Worte verstanden hatte. Aber das stimmte nur zur Hälfte, denn ich Wirklichkeit begriff ich nicht, was er mir sagen wollte. Als ich meine Augen wieder öffnete, stand Jakob bereits einen Meter von mir entfernt. "Du willst nicht mit reinkommen?", fragte ich ihn fassungslos.
    
    Er schüttelte seinen hübschen Kopf. "Nein. Ich bin auch nur ein Mann. Und wir wissen beide, was passiert, wenn wir die Haustür hinter uns schließen."
    
    "Genau. Deswegen möchte ich ja, das du mit reinkommst." Ich machte einen Schritt auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals. Doch nur seine Körpermitte zeigte sein Interesse an mir deutlich. "Und er möchte das auch."
    
    "Du magst mich vielleicht für einen Prinzipienreiter halte, aber ich gehe niemals mit einer Frau beim ersten Date ins Bett."
    
    Ich wünschte mir so sehr, dass er heute Abend etwas anderes als seine blöden Prinzipien reiten würde. "Das spricht durchaus für deinen Charakter", erwiderte ich der Verzweiflung nahe und versuchte ihn zu küssen. Doch er schob mich weg.
    
    "Wenn ich dich nur wahnsinnig heiß finden würde, könnte ich eventuell eine Ausnahme machen." Er sah mich mit einem Blick an, der Lust und Leid gleichermaßen zum Ausdruck brachte. "Aber ..." Weiter sprach er nicht. Und er schaute auch kein einziges Mal zurück, als er sich auf den kurzen Heimweg machte.
    
    Natürlich hatte selbst ich bislang nicht jeden Mann ins Bett bekommen, auf den ich scharf gewesen war. Doch das letzte Mal lag ...
    ... jedoch schon Jahre zurück. Es war mein Wirtschaftslehrer in der Berufsschule gewesen. Aber das gerade eben war weitaus frustrierender. Ich überlegte, ob ich ihm hinterherlaufen sollte. Ich wusste ja, wo ich ihn finden würde. Andererseits wollte ich nicht um Sex betteln, so viel Selbstachtung besaß ich dann schon noch. Unentschlossen tigerte ich durch unser kleines Standhaus, das mir auf einmal wie ein Käfig vorkam. Doch dann hörte ich Schritte und schließlich das schönste Klingeln meines Lebens. Innerhalb von drei Sekunden war ich an der Tür und riss sie freudestrahlend auf. Im nächsten Moment gefror meine Miene.
    
    "Wohnst du auch hier?"
    
    Ich sah Michael für einen Augenblick entgeistert an. Er war derselbe Typ wie am Mittag. Ich hingegen musste mich gerade einmal sortieren. "Wir hatten heute früh bereits das zweifelhafte Vergnügen", erwiderte ich und gab mir dabei die allergrößte Mühe, möglichst abweisend zu klingen. Mit der Enttäuschung und Wut in meinem Bauch gelang mir das recht gut.
    
    "Ah, okay. Ich hatte dich nur noch nie angezogen gesehen."
    
    "Was willst du, Arschloch? Darf ich mein Auto jetzt noch nicht einmal mehr auf meiner Auffahrt parken?"
    
    Er ignorierte meine Bemerkung, mich hingegen schaute er umso genauer an. Aber das kannte ich ja schon. "Ich wollte zu Alina."
    
    "Hier wohnt keine Alina", blaffte ich ihn an und wollte die Tür zuschlagen, doch er hatte dazugelernt und wehrte sie mit beiden Händen ab.
    
    "Ist sie da?"
    
    "Das spielt keine Rolle. Denn mit ...
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