1. Zwei Brüder, ich und das Rauschen des Meeres


    Datum: 18.03.2023, Kategorien: Sonstige, Autor: Emily Bloomingdale

    ... so einem Mistkerl wie dir würde sie bestimmt nichts anfangen. Außerdem ist sie verlobt. Du kommst zwei Jahre zu spät."
    
    "Ich denke, sie ist alt genug, um das selbst zu entscheiden."
    
    "Und ich denke, du bist alt genug, um ihr Vater zu sein", provozierte ich ihn.
    
    "Ich bin einundvierzig!"
    
    "Die meisten fangen mit fünfzehn oder sechszehn an", sagte ich, weil mir durchaus etwas daran lag, das letzte Wort zu haben. Doch irgendwie musste ihn loswerden. "Da kommt sie gerade", meinte ich und zeigte auf die Straße. Ich nutze den Moment, als er sich umdrehte, um die Tür zu schließen.
    
    "Sag ihr, dass ich da bin und hier auf sie warte, du verdammtes Flittchen!", rief er von draußen.
    
    Es war noch warm. Im Zweifelsfall würde er es Stunden vor der Tür aushalten. Männer konnten manchmal ganz schön stur sein. Darauf hatte ich ja nun überhaupt keine Lust. Und dann kam mir eine Idee, für die ich mich im selben Moment zu schämen begann. Das hinderte mich allerdings nicht daran, ins Schlafzimmer zu gehen, mich einmal komplett umzuziehen und mir die blonde Perücke aufzusetzen. Malena konnte Michael nicht ausstehen. Doch als Alina fühlte ich mich in einer gewissen und rein körperlichen Weise zu dem gutaussehenden Kerl hingezogen. Er stand noch immer vor der Tür. Ich mochte es, wenn Männer nicht gleich aufgaben.
    
    "Warum klingelst du denn nicht?", fragte ich ihn und sah ihn überrascht an, nachdem ich ihm aufgemacht hatte.
    
    "Hat dir deine Schwester nicht gesagt, dass ich auf dich ...
    ... warte?"
    
    "Malena? Nein, hat sie nicht."
    
    "Das sieht ihr ähnlich. Ist sie noch da?"
    
    "Nein, sie macht ihren üblichen Abendspaziergang am Strand."
    
    "Darf ich reinkommen?"
    
    Ich ahnte, dass Michael genau das mit mir machen würde, was Jakob nicht getan hatte. Und auch wenn ich gerade eine andere Rolle spielte, so war mein Körper doch derselbe. Das Verlangen nach leidenschaftlichem Sex kochte augenblicklich wieder in mir hoch. "Okay. Aber du versuchst keine Dummheiten, versprochen?", spielte ich meinen Part als treue und leicht naive Verlobte.
    
    "Natürlich nicht", gab er zurück und wir wussten beide, dass er log. Und selbst wenn er es nicht tat, würde das nichts ändern. Unser Strandhaus wurde schließlich nicht umsonst auch die
    
    genannt.
    
    "Soll ich uns eine Flasche Sekt holen?", schlug ich vor.
    
    "Das klingt nach einer vernünftigen Idee."
    
    Auf dem Weg zur Küche merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte. Wollte ich wirklich eine Frau sein, mit der er seine Gattin betrog? Und hatte er es verdient, mich zu vögeln? Die Antwort fiel beide Male negativ aus. Es gab nur eine Möglichkeit - ich musste sofort damit aufhören, mir solche Fragen zu stellen. Ich holte den Sekt aus dem Kühlschrank und drückte mir die kalte Flasche gegen meine Stirn. Bevor ich ins Wohnzimmer zurückging, atmete zehnmal tief ein und wieder aus. "Magst du sie öffnen? Ich hole uns noch zwei Gläser."
    
    Im Gegensatz zu mir wirkte Michael nicht ansatzweise nervös. Er trug eine helle Stoffhose und ein ...
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