Zwei Brüder, ich und das Rauschen des Meeres
Datum: 18.03.2023,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Emily Bloomingdale
... schon verlobt. Wo sollte das noch hinführen?
Er wirkte nicht ansatzweise beeindruckt. "Das war ich auch. Aber dann habe ich einen großen Fehler begangen."
"Welchen?"
"Ich habe geheiratet."
"Oh. Das klingt nicht so, als ob deine Ehe sonderlich glücklich ist."
"Mal mehr, mal weniger. Sie hat durchaus ihre guten Momente. Und du könntest dazu beitragen, dass sie ein noch ein bisschen glücklicher wird."
"Ich?" War ich jetzt plötzlich nicht nur Zwillingsschwester, sondern auch noch Therapeutin geworden?
"Ja. Die schönsten Erlebnisse in meiner Ehe sind diejenigen, bei denen meine Frau nicht dabei ist."
Über so viel Dreistigkeit war ich dann doch erschrocken. Sprachlos schüttelte ich meinen Kopf.
"Was? Ich bin nur ehrlich. Jessica und ich wären schon lange nicht mehr zusammen, wenn ich mich nicht auch außerehelich vergnügen würde."
"Und sie weiß von deinen Eskapaden?"
"Natürlich nicht! Ich bin doch kein Unmensch. Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt. Ich liebe meine Frau durchaus. Aber mein Körper wurde einfach nicht für Monogamie erschaffen."
"Meiner schon", erwiderte ich und warf ihm einen Blick zu, der ihm klarmachen musste, dass er es besser kein zweites Mal bei mir versuchen sollte.
"Wir sehen uns", rief er mir hinterher.
Normalerweise ließ sich das schlecht vermeiden, da er mein Nachbar war. Aber Alinas Dasein würde ebenso schnell enden, wie es begonnen hatte.
"Danke, die brauche ich nicht mehr", sagte ich unwirsch und ...
... tauschte die blonde Haarpracht gegen meine Klamotten und Handtasche.
"Nicht so gut gelaufen?", wollte Bianka wissen.
"Sagen wir mal so - es war eine Erfahrung. Und zwar eine, die ich nicht vertiefen möchte. Der Mistkerl wollte doch glatt seine Frau mit mir betrügen!"
Meine Freundin zuckte nur mit den Schultern. "Nimm die Perücke trotzdem mit."
"Danke, aber das Thema ist durch. Außerdem habe ich keine Lust auf ein Doppelleben."
"Du kannst sie mir am Samstag zurückbringen."
"Wie ich schon sagte ...."
"Du musst sie ja nicht tragen", unterbrach sie mich. "Aber besser man hat eine da, falls man sie doch mal braucht", meinte sie vielsagend.
Da ich keine Lust auf Diskussionen hatte, packte ich sie ein. "Bis Samstag", verabschiedete ich mich mürrisch.
Zuhause angekommen wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich wollte nicht zu aufdringlich sein, allerdings gehörte Warten nicht zu meinen Kernkompetenzen. Als ich Jakob draußen erblickte, handelte ich instinktiv. Ich sah ihn in sein Auto einsteigen, rannte los, zog die Haustür hinter mir zu, sprintete zur Beifahrertür und ließ mich auf den Sitz fallen. "Wo fahren wir hin?", fragte ich ein bisschen außer Atem und lächelte ihn erwartungsvoll an.
Er blickte mich verwundert an.
"Was ist? Ich bin vollständig angezogen!" Kurze Hose, knappes Top. Mehr konnte er wirklich nicht erwarten. Und weniger wollte er ja nicht.
"Ich brauche ein paar Lebensmittel", sagte er und fummelte an seinem Handy rum, um bei ...