Zwei Brüder, ich und das Rauschen des Meeres
Datum: 18.03.2023,
Kategorien:
Sonstige,
Autor: Emily Bloomingdale
... Google Maps etwas einzutippen.
"Brauchst du nicht. Ich bin hier aufgewachsen. An der nächsten Kreuzung Backbord."
"Links oder rechts?" Er sah ein bisschen hilflos aus, aber verdammt süß dabei.
"Du kennst Wasser nur aus dem Hahn oder in Flaschen, oder?"
"Wir hatten auch ein Rückhaltebecken hinter unserem Grundstück", meinte er trotzig.
"Links", sagte ich und mir wurde ganz warm ums Herz. Spätestens jetzt hatte ich mich in ihn verguckt. Ich lotste ihn durch schmale Straßen und Schleichwege, um ihm die besten Ausblicke zu zeigen. Und natürlich auch deshalb, weil ich nicht wollte, dass die Fahrt zu schnell wieder endete. Schließlich erreichten wir den nächsten Küstenort und stiegen aus. Vor einem Schaufenster blieb ich stehen.
"Gefällt dir nicht, was ich anziehe?"
"Doch, wieso fragst du?"
"Weil wir vor einem Bekleidungsgeschäft für Herren stehen und ich den Eindruck habe, dass du mir nicht nur zeigen möchtest, wo ich hinfahren, sondern auch welche Klamotten ich tragen soll."
Tatsächlich hatte ich im Schaufenster etwas ganz anderes gesehen. Uns. Zum ersten Mal. Wir passten optisch außergewöhnlich gut zusammen. "Die Strickjacke gefällt mir", sagte ich schnell.
"Stimmt, die ist schön."
Und so kam es, dass ich zum zweiten Mal an einem Tag mit einem Mann, den ich gerade erst kennengelernt hatte, shoppen ging. Die Strickjacke stand ihm tatsächlich ausgezeichnet und es freute mich, dass er sie kaufte. "Fühlt sich gut an", sagte ich, als ihm über den ...
... Arm strich. Unsere erste Berührung. Und er zuckte nicht einmal.
"Ja, finde ich auch."
Ich zeigte ihm die übrigen Einkaufsmöglichkeiten. Die Zeit verging wie im Fluge und schon bald waren wir wieder zuhause. Aber es war viel zu früh, um sich zu verabschieden. Und entsprechend erfreut war ich, als er sich auf eine Fahrradtour mit mir einließ. Dies war zugleich eine erste Probe. Meinem vorletzten Freund war ich immer zu langsam gewesen. Irgendwann fuhren wir nur noch getrennt, dann schliefen wir getrennt und vorbei war die Beziehung. Doch mit Jakob verlief alles so harmonisch, als wären wir ein altes Ehepaar, das durch jahrelanges Training perfekt aufeinander eingestimmt war. Wir radelten um die 40 km, aber auch diese Tour hatte ein Ende. Als wir unsere Helme abnahmen, wollte ich nicht schon wieder die Initiative übernehmen und hielt deshalb meine Klappe, auch wenn es mir schwerfiel. Und dann sagte er die magischen acht Worte.
"Würdest du heute Abend mit mir essen gehen?"
"Wir haben ein Date?", strahlte ich ihn an.
Er nickte. "Ich denke schon. Du kennst bestimmt ein nettes Restaurant, oder?"
"Der beste Italiener hier an der Küste ist nur fünfhundert Meter entfernt." Ich schaute auf die Uhr. "Holst du mich in einer Stunde ab?"
Als die Haustür hinter mir zufiel, schrie ich mein Glück erst einmal heraus. Dann tanzte ich wie eine Irre durch das Wohnzimmer, bis ich völlig ausgepumpt auf dem Teppich lag und nach Luft hechelte. Anschließend bezog ich das Bett frisch ...