1. Alter Bulle Teil 09


    Datum: 19.03.2023, Kategorien: Hausfrauen Autor: byChinaSorrow

    ... schwarzen Peter hatte, verachteten wir beide gleichermassen. Simone war nur diejenige, die diesen Knallern wesentlich aggressiver ihre Meinung sagte. Ein absolut fairer Mensch mit dem Herz auf der Zunge.
    
    Auf der zweiten gemeinsamen Tour hingen wir irgendwo an der Bar ab und nach dem dritten Bier hatte sie sich zu mir gebeugt und mir zugeflüstert, dass sie immer mal wieder die Schnauze so voll davon habe, dauernd die starke Schwester geben zu müssen. Ob ich nicht Lust hätte, wo doch morgen Pause wäre, einmal ihre schwachen Seiten auszukundschaften. Ich war völlig verblüfft darüber gewesen, wie sehr sie mir offenbar vertraute, denn wir hatten bisher nur Zeit auf der Strasse miteinander verbracht und für mich war sie schlicht der beste Kumpel auf der Tour gewesen und sonst nichts. Manche Gelegenheiten bot das Leben aber nur einmal und so hatte ich mich schnellstens zusammengerissen und sie ruhig gefragt, was sie braucht.
    
    Simones Ansage war so klar gewesen, wie ich es von ihr gewohnt gewesen war. Nur der Inhalt passte nicht zu dem Bild, das ich von ihr gehabt hatte. Vorher. Nachher war es eine Beziehung geworden, die genau so kumpelhaft weiterlief wie zuvor, ausser in den drei oder vier Nächten pro Tour, an denen sie schwach sein wollte. Was hatten ihre Titten herrlich geschaukelt, wenn sie vor mir gekrochen war.
    
    „Ist er denn gut, der Flash?"
    
    „Ich sage nichts ohne meinen Rechtsbeistand und einen Bodyguard. Sonst stehst du gleich vor meiner Tür und machst mich für ...
    ... meine lüsternen Gedanken zur Sau."
    
    Das schallende Lachen ihrer rauchigen Stimme zwang mich, den Hörer ein Stück vom Ohr zu entfernen.
    
    „Schön, dass du so flott zum Thema kommst. Das hatte ich nämlich vor, also, vor deiner Tür zu stehen. Mit etwas Glück darf ich ja vielleicht sogar reinkommen."
    
    „Immer. Wann?" Da gab es ja gar keine Frage. Auf jeden Fall war ein fröhlicher Abend drin, in dessen Verlauf wir uns gründlich in Nostalgie wälzen konnten.
    
    „Morgen früh? Glaub es oder glaub es nicht, vor ein paar Abenden bist du mir beim Glas Wein wieder eingefallen und ich habe mal DuckDuckGo gestartet. Und siehe da, ich bin gar nicht weit weg von dir und habe ein paar Tage Luft, bevor es am Sonntag wieder auf Tour geht."
    
    „Du machst den Mist immer noch?"
    
    „Natürlich mache ich den Mist immer noch. Um es mit dem unsterblichen Lemmy zu sagen: ‚Denk immer dran, ich kann doch gar nichts anderes.', beendeten wir den Satz im Chor.
    
    Dreck, wir wurden alt.
    
    „Simone, meine Tür steht immer für dich offen. Welche Schandtaten du auch vorhaben magst, für dich bin ich immer da."
    
    „Jetzt werd mal bloß nicht rührselig, du alter Sack. Hauptsache dein Kaffee ist gut. Soll ich Brötchen mitbringen?"
    
    Ich beschrieb ihr den Weg, der an meinen Lieblingsbäcker vorbeiführte.
    
    ————
    
    ‚Heiligs Blechle', wie der Schwabe so schön sagt. Wie Simone aus ihrem betagten Volvo-Panzer stieg hätte man meinen können, sie hätte sich zwischendrin für zehn oder zwanzig Jahre einfrieren lassen. Ihr Körper ...
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