Work-Life-Balance
Datum: 15.04.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: by_Faith_
... aufschrecken.
»Hast Du wieder geträumt?«, fragte ihr Mann, der angezogen neben dem Bett stand.
»Ich glaube schon«, murmelte Lucia und versuchte die Erinnerungsfetzen zu fassen, aber sie zerstoben wie Rauchschwaden im Wind.
»Es wird Zeit«, sagte ihr Mann.
»Ist es schon spät?«, fragte Lucia erschrocken.
»Noch nicht zu spät, aber die Kinder sind fertig und warten.«
Lucia strich ihre ungemachten Haare aus dem Gesicht und sah sich im Schlafzimmer um. Die niedrige Kammer war nicht groß, aber für sie und ihren Mann reichte es und in kalten Winternächten hatten sie einen Grund, sich näherzukommen.
»Ich spanne Eddy vor die Kutsche, dann müssen wir los«, sagte ihr Mann und ging.
Lucia stellte ihre nackten Füße auf die Holzdielen, stand auf und lief zu dem kleinen Wandspiegel, der kaum größer war als ein Porträtbild. Sie sah ihren Körper von Kopf bis Fuß in dem bodenlangen Leinennachthemd und mit den zerzausten Haaren. Durch einen Fingerwisch wählte sie im Optionsmenü ein Sonntagskleid: Bodenlang, in gedeckten Farben, mit mehreren Unterröcken und hochgeschlossen, betonte es ihre schlanke Taille -- ihre großen Brüste waren eine Bürde Gottes.
Als Frisur wählte Lucia einen breit geflochtenen Zopf im französischen Stil, den eine schwarze Schleife zusammenhielt. Sie betrachtete die Ansicht im Spiegel von allen Seiten und war zufrieden. Die Optionen für Make-up überging sie und ärgerte sich, über dieses Angebot. Nur Huren bemalten ihr Gesicht und trugen das Haar ...
... offen.
Bei den Accessoires entschied sie sich für einen kleinen, runden Strohhut und als Extravaganz tippte sie auf ein Paar weiße Häkelhandschuhe, die ihr weitmaschig, aber passgenau bis zu den Handgelenken reichten. Abschließend entschied sie sich für ein Paar flache Schnürstiefelletten aus schwarzem Leder und trat von dem Wandspiegel zurück. Im selben Moment entsprach ihr Aussehen der Vorschau aus dem Spiegel.
»Wie lange brauchst Du noch?«, schallte die Stimme ihres Mannes durch die offene Haustür und Lucia eilte die knarrende Holztreppe mit gerafften Röcken runter.
Vor dem Haus rannten ihre Kinder um die Kutsche und spielten Fangen, dann stürmten sie erfreut auf ihre Mutter zu. Die Buben waren acht und sechs Jahre alt, das Mädchen vier. Die Jungs waren so ungestüm, dass sie ihre kleine Schwester umrannten.
Lucias Mann hob das weinende Mädchen auf und versuchte den Schmutz von ihrem Kleid zu klopfen. Er drohte seinen Söhnen: »Wenn das noch mal passiert, verpasse ich jedem von Euch ein Halsband und lege Euch an die Leine, wie räudige Köter.«
Lucia legte eine Hand an ihren Hals und rang um Luft, als könnte sie die enge Umschließung eines solchen Halsbandes fühlen -- als wäre ihr das widerfahren.
»Ist alles O.K. Mom?«, fragte der Mittlere besorgt und wirkte völlig unbeeindruckt von den Drohungen seines Vaters. Lucia schluckte und rang um ihre Contenance.
»Steigt in die Kutsche«, sagte sie abwesend und strich den Jungs im Vorbeigehen über die Köpfe.
Als ...