1. Der Seelentrinker - Teil 1 von 7


    Datum: 12.06.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... diesen galligen Geschmack im Mund. Aber er war schon fast unten. Jetzt noch einmal umzukehren, um etwas zu trinken -- dann konnte er den Einkauf vergessen.
    
    Er räusperte sich, atmete tief durch und trat aus der Haustür. Der kalte Wind trieb ein paar Graupelschauer mit sich her. Gewitter?!
    
    Kaum jemand unterwegs an diesem viel zu kalten Mittwoch im April.
    
    Das war gut.
    
    Zum Aldi war es rechts etwa dreihundert Meter. Zum Nahkauf links etwa fünfhundert. Eigentlich mochte er lieber die Rewe Produkte. Aber er fühlte sich nicht so, dass er sich den Weg zutraute. Zweihundert Meter mehr. Das summierte sich hin und zurück schon auf Vierhundert und er hatte ja auf dem Rückweg auch noch mindestens eine Einkaufstüte -- und eben keinen Rollator.
    
    Beim Aldi gab es zum Glück eine Parkbank. Die war zwar immer dreckig und heute definitiv auch klatschnass, aber da scherte er sich nicht drum.
    
    Auf dem Weg haderte er mit jedem Schritt wieder mehr sich selbst. Er war dumm und ein Idiot -- auch weil er damals als selbstständiger Paketdienstleister keinen ausreichenden Krankenversicherungsschutz besaß. Blödsinn zu glauben, niemals ernsthaft krank zu werden und das eingesparte Geld sinnvoller nutzen zu können... Wenn man jung ist!?! Er lachte kurz sarkastisch auf. Wie alt war er denn 38? Wenn man ihn so gehen sah, wirkte er eher jenseits der 70.
    
    Jetzt rechnete er mit jedem Cent. Stütze gab es nicht viel und Pflegeversicherung? Die Kasse in der er jetzt war argumentierte, der Fall läge ...
    ... vor Versicherungseintritt. So gab es nur ein bisschen hier und da extra.
    
    Das einzig Gute am Hass war, dass er die nötige Kraft verlieh. Die Bank war schneller als gedacht erreicht, er setzte sich und erholte sich erst einmal von der Anstrengung. Mit dem Rollator war Vieles doch so viel einfacher, nur der stand zu Hause im dritten Stock auf dem Treppenabsatz.
    
    Ein (tiefer) Fall
    
    Zwar mochte er den Nahkauf mehr, denn der war nicht so weitläufig wie dieser Aldi der neuesten Generation, aber der Einkaufswagen war eine gute Stütze und die Gänge breit.
    
    Genau wie von ihm vermutet, waren kaum Kunden im Laden. Fast alle hatten Masken und hielten Abstand zueinander.
    
    Marmeladen und Brot hatte er passiert und kam bei Zucker und Mehl an. Die Paletten waren beide beinahe ausverkauft und so musste er sich tief hinunterbeugen.
    
    Das Bücken bereitete ihm nach wie vor immer wieder Probleme. Er ahnte, dass er sich vielleicht heute zu viel zugemutet und den Bogen mal wieder überspannt haben könnte. Aber mehr Schmerzmittel waren selbst punktuell kaum eine Lösung, machten sie ihn doch immer wieder schläfrig und brachten Schwindel.
    
    Eine Gruppe älterer Jugendlicher kamen munter schwatzend hinter ihm in den Markt. Er kannte sie. Der „Boss" war so ein halbstarker Deutschtürke, der mit seiner Familie bei ihm im Haus wohnte. Seine Eltern und sein jüngerer Bruder waren nett und halfen ihm ab und zu mit den Mülltonnen.
    
    Aber Hamid war so ein typischer „Gangstarappa" Verschnitt, der wie ...
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