1. Der Seelentrinker - Teil 1 von 7


    Datum: 12.06.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNimmermehr

    ... bequem wirkende braune Lederschuhe, Ralph Laureen Hose, Hemd und Jacke von Thommy Hilfinger... Ja Marius kannte diese Designer.
    
    Aber im Gesicht konnte er auch noch schattenhaft die Einkerbungen eines früheren Lebens sehen -- einer offensichtlich sehr schwierigen Zeit, die eben diese leichte Härte immer noch in seinen Zügen widerspiegeln ließ.
    
    „Ich will ihn loswerden. Und nein. Ich bin keiner dieser Verrückten mit Stimmen im Kopf. Ich schenke Ihnen diesen Ring. Sie müssen ihn nur selbst von meinem Finger abziehen. Ich kann das nicht. Sie später übrigens auch nicht. Das muss der neue Eigentümer machen und er oder sie darf es auch nicht gegen Ihren Willen."
    
    Marius ging mit dem Oberkörper unwillkürlich etwas zurück.
    
    „Ich erzähle Ihnen keinen Stuss. Ich habe vier Häuser. In einem wohne ich selbst und die drei anderen arbeiten für mich. Ich bin glücklich verheiratet und meine Frau erwartet ein Kind. Ich brauche nicht mehr.
    
    Das Geld reicht.
    
    Und Sie gehen kein Risiko ein.
    
    Wenn ich Mist erzählt haben sollte, haben Sie dann immer noch diesen Goldring mit dem Rubin -- sehen Sie, er ist fast schwarz und schluckt förmlich das Licht. Sie können versuchen, ihn zu Geld zu machen."
    
    Er hielt Marius seine Hand hin.
    
    „Los Mann! Zieh ihn endlich ab und steck ihn Dir an."
    
    Roboterhaft tat Marius genau das. Er zog ihn ab und wog ihn kurz in der Hand. Er war schwer.
    
    Und er war warm.
    
    Und auch deutlich zu groß für seine schlanken Finger.
    
    Er steckte ihn sich ...
    ... probeweise an den Ringfinger. Es war, als ob der Ring förmlich kleiner wurde und den Finger umschloss. Er wollte ihn abziehen, aber es ging nicht!
    
    Es war wie ein kleiner elektrischer Schlag.
    
    Marius merkte, wie der Schmerz etwas abzuebben begann.
    
    Er drehte seinen Kopf, doch der alte Mann war weg. Stattdessen lächelte ihn die blonde Verkäuferin an, die mit Handschuhen und Mundschutz gerade den Verbandkasten öffnete.
    
    „Wo ist denn der alte Mann?"
    
    „Oh, Ihnen geht es schon ein bisschen besser. Das freut mich. Ich glaube, der ist gerade aus dem Laden raus. War wohl alles etwas zu viel für ihn.
    
    Ich wische Ihnen mal das Blut weg."
    
    „Seien Sie bitte vorsichtig. Ich glaube..."
    
    Hemd und Mantel waren blutig. Marius sah an sich herunter und Urin und Kot zeichneten sich mehr als deutlich auf Hose und Boden ab. Es war ihm peinlich. Er musste sich irgendwie waschen, frisch machen und die Kleidung wechseln. Aber das war wohl illusorisch.
    
    „Machen Sie sich deswegen mal keinen Kopf. Mir machen Ihre Verletzungen da deutlich mehr Sorgen. Ich heiße übrigens Sabina Merzig. Sie kommen nicht allzu oft. Wohl zu weit für Sie? Wo haben Sie eigentlich Ihren Rollator gelassen?"
    
    „Zu Hause. Dritter Stock. Der Fahrstuhl war kaputt. Ich bin Marius. Marius Kleinmanns."
    
    In diesem Moment kamen auch schon die Retter durch den Eingang. Was würde jetzt aus ihm werden?
    
    Austesten
    
    Langsam kam er wieder zu sich und sah in helle Neon Lichter. Er war wohl im Inneren eines Rettungswagens und ...
«12...567...10»