Der Seelentrinker - Teil 1 von 7
Datum: 12.06.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNimmermehr
... eine Ärztin lächelte ihn nett an. Wie er da genau hineingekommen war, wusste Marius nicht mehr.
Nicht nur eine Infusion hing an der Decke.
EKG.
Sauerstoff.
Halskrause.
Er orientierte sich und kämpfte die aufkeimende Panik hinunter. Zu stark waren die Bilder noch, als er das letzte Mal in so einem Auto transportiert worden war.
Sie hatten ihn entkleidet. Eine transparente Plastiktüte mit seinen Sachen lag bei der Hecktür des RTW. Die Kleidung konnte er wohl vergessen -- Scheiße! Und das wortwörtlich.
Seinen Humor hatte er dagegen wohl nicht vergessen.
Ihm war schlecht.
Die Worte der Ärztin kamen nur gedämpft bei ihm an.
Was wollte die wissen?
Ah, seine Medikamente und so.
Die Schmerzen waren wieder gigantisch.
Er konnte trotz der teilweise abgeklebten Scheiben aus dem Heckfenster sehen. Da turnten zwei, drei dieser Deppen auf der Parkbank vor dem Supermarkt rum, um in den Wagen hineinzusehen.
Also waren sie noch nicht im Krankenhaus.
Lachen drang an sein Ohr.
Machten die sich über ihn lustig?
Hatten die etwa auch gesehen, wie er ausgezogen und gesäubert worden war? All die Narben. Es war ihm nicht länger peinlich.
Er war wütend!
„Schmerzen! Die sollen nur mal einen Tag meine Schmerzen haben. Hamid gern für immer! Ich wünschte, wir könnten tauschen!"
„Was haben Sie gesagt? Haben Sie noch Schmerzen? Ich konnte Sie wegen der Maske nicht so gut verstehen?"
Marius antwortete nicht sofort. Sein Blick suchte seine rechte ...
... Hand. Der Ringfinger war plötzlich warm geworden -- geradezu unnatürlich warm. Eher unangenehm heiß!
Das Lachen draußen war abgebrochen und wich einem überraschten „Fuck" oder so. Die Idioten verschwanden aus seinem Blick. Stattdessen hörte er mehrstimmiges Stöhnen.
... Und eine leise Stimme, die irgendwo in seinem Kopf wisperte:
„Endlich mal ein guter erster Wunsch. Genau nach meinem Geschmack. Weiter so!"
Marius setzte sich auf.
„Nein. Schmerzen habe ich gerade keine mehr."
Stimmte! Er hatte überhaupt keine Schmerzen mehr. Er fühlte sich so gut, wie seit Jahren nicht mehr. Es klopfte an der Seitentür.
„Oh, wenn das Hamid ist, lass die ihm nicht helfen!"
Nur ein Gedanke in seinem Kopf.
Doch die Wisperstimme antwortete ihm direkt: „Nicht Hamid, geht klar! Der kann sich gerade sowieso nicht mehr rühren. Weißt Du doch!"
Genugtuung!
Zufriedenheit!
Marius hinterfragte diese Stimme nicht. Er war auch nicht beunruhigt. Es war genauso, wie es der Alte gesagt hatte. „Stimmen im Kopf".
Die Seitentür wurde geöffnet. Es war die nette Verkäuferin.
„Ich habe ein paar Sachen für Sie zusammengestellt Herr Kleinmanns. Sollte Ihre Größe sein. Nicht das Beste -- kommt direkt von unseren Wühltischen. Unterwäsche, Hemd, Hose, Jogginganzug und eine leichte Windjacke."
Marius drehte seinen Kopf etwas zur Seite und sah an der Ärztin vorbei auf die blonde Verkäuferin. Sie war ein Engel.
Dass er fast nackt war, störte ihn ebenso wenig, wie die Ärztin -- ...