Realität
Datum: 03.08.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNNNM
... bereits vor Ende des Vortrags davon getrunken. Simon hatte in seinem Vortrag erklärt, dass es einige Zeit dauerte, bis der Stoff wirkte. Konnte es sein, dass die ganze Hochglanzfassade des Hotels, die teure Kleidung der Symposiumsteilnehmer, die freundlichen Mitarbeiter des Hotels, dass das alles nur Fassade war? Ein Trugbild, das durch das Paralanin-5-Zyklin hervorgerufen wurde?
Zuerst war er empört über einen solchen Betrug und dachte daran, die Polizei zu verständigen. Dann fiel ihm Kay ein. Er hatte ihr den Traubensaft hochgebracht, und sie hatte ebenfalls getrunken. Aber sie hatte den Vortrag nicht gehört. Es musste für sie einen ungeheuren Schock bedeuten, die Realität zu sehen.
Die Zuhörer strömten, ermattet von Simons Vortrag, aus dem Saal. Schwätzend, und wie Tobias jetzt sah, argwöhnisch beobachtet von den primitiv aussehenden Gorillas in schwarzen Uniformen, machten sie sich über das Buffet her: Auf alten und schartigen Plastiktellern waren lieblos unappetitlich aussehende Bröckchen aufgehäuft. Obwohl es sich bei manchen Sachen offensichtlich um aus Algen hergestellten Fleischersatz handelte, surrten Fliegen darum herum. Tobias widerstand dem Drang, eine Kakerlake, die, als die Menge aus dem Saal strömte, schnell unter den Tischen zu verschwinden versuchte, zu zertreten. Ihm war inzwischen klargeworden, dass die Gorillas keineswegs zu seinem Schutz da waren, sondern zu seiner Bewachung.
Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, schlenderte er langsam in ...
... Richtung Treppe. Er sah sich nicht um, und vermied Blickkontakt mit den Wachleuten, da er nicht wusste, welche der Mitarbeiter des Hotels durch das Paralanin eigentlich vor ihm hätten verborgen sein sollen, und welche für alle Symposiumsteilnehmer sichtbar waren.
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Kay lag mit geschlossenen Augen friedlich auf dem Bett. Als er eintrat und die Tür mit einem vernehmlichen Geräusch schloss, schlug sie die Augen auf.
Tobias starrte sie überrascht an. Sie war keineswegs die jugendlich aussehende Studentin, als die er sie bisher gesehen hatte, sondern man sah ihr ihre 27 Jahre an den kleinen Fältchen an den Seiten ihrer Augen und dem bereits etwas kantigen Gesicht an. Ihre Hostessenuniform war aus billigem Stoff fabriziert und an einigen Stellen grob ausgebessert worden. Die feinen schwarzen Strümpfe gab es tatsächlich, sahen aber angesichts der maroden Uniform etwas deplatziert aus. Tobias Suite war keine Suite. Es war ein Kabuff. Er fragte sich jetzt, wie er letzte Nacht zusammen mit einer weiteren Person ohne Problem in dem kleinen Bett hatte schlafen können. Die Wände waren aus kahlem Putz, der Vorhang zerrissen, und der weiße Lack auf den Türen rissig. Beleuchtet wurde das ganze von einer leicht flackernden Neonröhre.
Doch seine Überraschung war nichts gegen das, was Kay erleben musste. Nachdem sie ihre Augen geöffnet hatte, schweifte ihr Blick einige Zeit ungläubig durch den Raum. Ihr Mund stand weit geöffnet. Dann begann sie plötzlich zu schreien. Tobias war zuerst wie ...