1. Realität


    Datum: 03.08.2023, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNNNM

    ... Meisterspionin, die die Waffen der Frauen gegen die Bösen einsetzte. Sie wusste jetzt, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war.
    
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    In den Papieren wurden auf den ersten Seiten die Gründe dafür erläutert, wieso der Verdacht aufgekommen war, dass die VirtualPharm widerrechtlich Erkenntnisse der Universität benutzte. Über den möglichen Informanten schwiegen sich die Verfasser allerdings aus.
    
    Als Kay die Höhe ihrer Sonderzulage in den Papieren entdeckte, stockte ihr für einen Moment der Atem. Es war mehr, als sie bisher mit einem halben Jahr regulärer Forschungsarbeit verdient hatte. Ihr dämmerte, was ihre Arbeit und die ihrer Kollegen, die sie für geringen Lohn an der Universität leisteten, wirklich wert war. Und die Zulage war noch nicht alles. Offenbar durfte sie mehrere Tausend Euro Spesen abrechnen. Damit konnte sie sich eine vollkommen neue Garderobe zulegen.
    
    Eine kleine Enttäuschung folgte, als Kay sah, dass sie durchaus nicht als Gast, als Wissenschaftlerin, zum Symposium kommen sollte, sondern als Hostess, die sich im Gebäude der Kongresshalle um die Organisation kümmerte, Fragen der Teilnehmer beantworteten sollte und ähnlich primitive Dienste verrichten sollte. Einerseits leuchtete es ihr ein, dass sie dadurch viel unverdächtiger erscheinen würde, andererseits ärgerte sich darüber, dass sie als hochgebildete Akademikerin das blonde Dummchen geben sollte. Ihr Ärger ging so weit, dass sie sich ernsthaft überlegte, die ganze Sache doch noch ...
    ... abzublasen.
    
    Das Dossier über Tobias Freund war auch nicht gerade dazu angetan, ihre Zweifel zu zerstreuen. Nicht, dass er irgendetwas unsympathisches an sich gehabt hätte. Ganz im Gegenteil. Er hatte Biochemie an einer großen öffentlichen Universität studiert, promoviert, hatte dann angefangen zu arbeiten, und war jetzt, mit Mitte Dreißig, der Leiter der Forschungsabteilung der VirtualPharm AG. Von der Spionage-Geschichte hatte er nach Überzeugung des Autors keine Ahnung, was ihn zu einem idealen, da völlig arglosen Ziel machte. Auch über sein Privatleben stand dort einiges. Er war nicht verheiratet, und seitdem seine letzte, fast 10 Jahre dauernde Partnerschaft vor zwei Jahren in die Brüche gegangen war, war es solo. Keine One-Night-Stands, keine Besuche im Bordell. Er war ein Normalo durch und durch, laut Dossier ein wenig naiv gegenüber Frauen.
    
    Wenn Tobias ein karrieregeiler Unsympath gewesen wäre, hätte Kay sich sicherlich weniger Gedanken gemacht. Aber so hatte sie das Gefühl, einen Unschuldigen reinzulegen. Sie klappte die Mappe zu und legte sich ins Bett.
    
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    Am nächsten Morgen hatte ihr Überlebenswille gegen ihre Skrupel gewonnen. Dieser Tobias mochte vielleicht persönlich nichts Schlimmes getan haben, aber er arbeitete für eine Firma, die sie und ihre Kollegen bestohlen hatte, die dafür sorgte, dass ihre Arbeit, für die sie sowieso so wenig bekamen, noch weniger wert war. Und die Tatsache, dass er zwei Jahre lang nichts mehr mit einer Frau zu tun gehabt hatte, würde es ...
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