Realität
Datum: 03.08.2023,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNNNM
... hatte Kay vorgehabt, ins Wohnzimmer zu treten. Unwillkürlich blieb sie aber jetzt stehen und lauschte weiter.
"Und ich habe auch..." Rebecca zögerte und Kay konnte ein listiges Grinsen auf dem Gesicht ihrer Freundin erkennen, "auch anderweitig dafür gesorgt, dass sie gut schläft. Nein, sie wird nicht aufwachen..... Sie können Sie holen.... Ok.... ja, gut.... Ach und noch etwas - die 5000 Euro würde ich gerne steuerfrei und in bar haben.... ja?... nein, bis dann! ... Gut, ich mache Ihnen schon mal das Tor auf...."
Wie in Trance hörte Kay zu, wie sich ihre Freundin von dem unbekannten Gesprächspartner verabschiedete. Wäre Rebecca wieder ins Schlafzimmer zurückgegangen, hätte sie Kay noch stehend an der Tür angetroffen. Aber statt dessen machte sich sich auf den Weg in die Diele, um das Tor des Gartens zu öffnen.
Kay stand noch einige Sekunden in dem stillen Haus. Ihr Herz klopfte vor Kummer. Ihre eigene beste Freundin hatte sie verraten. Und wofür? Für läppische 5000 Euro. Mehr war sie ihr nicht wert gewesen? Doch sie hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzugrübeln. Barfuß und nackt, wie sie nunmal war, lief sie ins Schlafzimmer, raffte ihre Kleidung zusammen. Ihre Tasche hatte sie glücklicherweise noch gar nicht ausgepackt. Und genau in dem Moment, als Rebecca die Haustür hinter sich schloss, war Kay durch die Terrassentür auf der Hinterseite des Hauses in den Garten getreten.
Es war eine laue Sommernacht, und der Mond tauchte den zugewachsenen Garten in fahles ...
... Licht. Nackt, wie eine Elfe, huschte Kay über das lange Gras der Blumenwiese und verschwand aus dem Umkreis des Hauses. Ihre Tasche warf sie über den hohen Zaun, um dann selbst hinüberzuklettern. Hinter dem Grundstück folgte eine ausgedehnte Buchenaufforstung. Zwischen einigen dichten Jungbäumen, im Dunkel unter dem dichten Blätterdach, zog sich Kay an. Sie bemerkte jetzt erst, dass ihre Schuhe noch in Rebeccas Diele standen, und so musste sie ihren Weg barfuß fortsetzen.
Die ganze Nacht hindurch ging sie weiter, doch der Wald schien kein Ende zu nehmen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie nicht im Kreis gelaufen war. Erst gegen 9 erreichte sie eine Straße und folgte ihr bis ins nächste Dorf. Sie hatte Glück. Es gab dort ein Schuhgeschäft. Sie wartete noch ein paar Minuten, bis es geöffnet hatte, kaufte sich Socken und ein einfaches Paar Halbschuhe, das sie sofort über ihre schmerzenden Füße zog. Erst dann fing sie an zu überlegen, was sie jetzt anstellen sollte. Aber wenn schon Rebecca nicht, welchem Menschen konnte sie dann überhaupt noch vertrauen? Tobias hatte sie gewarnt, und sie kannte von dem Dossier der Universitätsverwaltung auch seine Adresse. Aber andererseits hatten sie ihn geschnappt, und er wurde sicherlich auf Schritt und Tritt überwacht. Und sie hatte ihn so furchtbar hereingelegt, dass sie sich bei ihm auch nicht sicher sein konnte.
Vielleicht Malte, ihrem Exfreund? Sie war sich nicht sicher, wie er ihren Anruf aufnehmen würde, denn sie hatten sich zwar ...