1. London Calling 06


    Datum: 26.08.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: byplusquamperfekt

    Sechster Teil -- Held der Arbeit
    
    Ich flüchtete mich in Arbeit und Musik. Das Vakuum, das Chris hinterließ, war aber zunächst mit nichts zu füllen. Ich rauchte in Maßen auch wieder Dope und Grass, ging nicht mehr weg, wurde mehr und mehr in Arbeit eingebunden. Der deutsche Markt, der nicht lange vor meiner Ankunft in der Firma eröffnet worden war, expandierte irrsinnig schnell.
    
    Dementsprechend wurden wir nun endgültig von der englischen Seite abgenabelt. Susan, meine Teamleiterin, bekam den Titel Supervisor und wurde mehr oder minder so etwas wie die persönliche Assistentin der etwas später eintreffenden Managerin, einer massigen und sehr mütterlich wirkenden Dame Ende Dreißig, die zuvor für Nike gearbeitet hatte. Ich mochte sie, geriet aber nichtsdestotrotz schnell mit ihr aneinander.
    
    Durch die Umschichtungen war eine Teamleiter-Position freigeworden. Ich hatte mich mittlerweile so gut eingearbeitet, dass ich diese Position fast schon ausfüllte, Kollegen kamen mit allen Fragen zu mir, ich kannte mich mit dem System am besten aus und verhandelte mit all den schwierigen Kunden, die man heutzutage als Eskalationskunden bezeichnen würde. Trotzdem bekam eine junge Engländerin namens Sandra, die zwar gut Deutsch sprach und wie Chris Geschichte studiert hatte, aber erst einige Wochen in der Firma war und sich sonst auch nicht besonders hervorgetan hatte, den Job.
    
    Ich fühlte mich übergangen und machte den Lauten, was sonst eigentlich gar nicht meine Art war. Aber ich ...
    ... fing an, mich auch über diesen Job zu definieren und wollte, was ich als Kränkung und Nichtanerkennung meiner mehr als überdurchschnittlichen Leistung dort empfand, nicht so einfach hinnehmen.
    
    Ich erfuhr in diesem Gespräch, dass tatsächlich zwischen uns entschieden wurde, aber in einer zwei zu eins Entscheidung die Wahl auf sie fiel. Ich vermutete, dass neben der Managerin auch Beeke, unsere holländische Teamleiterin, für sie gestimmt hatte, weil ich mich mit Susan, der Supervisorin, so gut verstand, manchmal sogar den Eindruck hatte, dass sie ein wenig in mich verliebt war. Mit Beeke war ich ein paar Mal aneinandergeraten.
    
    Zu meiner Überraschung hatte aber Beeke als einzige für mich gestimmt. Ich bekam zu hören, dass Sandra „die geborene Leiterin" sei und dass deshalb für sie entschieden wurde. Das brachte mich natürlich noch mehr auf die Palme und ich verließ wutentbrannt das Büro. Es war bereits Anfang November und die ersten Vorboten der Hauptumsatzzeit für die Firma, der Weihnachtszeit, waren spürbar. Trotz Grummeln war ich auch weiterhin immer mit der erste, der sich für die nun fast regelmäßig anstehenden Überstunden anmeldete.
    
    So erpicht war ich nämlich gar nicht mehr darauf, nach Hause zu kommen. Jamie kam nur noch zweimal herum, erzählte mir knapp, dass Chris gut in ihrem gewählten Exil angekommen sei, ohne mir zu verraten, wo das denn war. Entweder wusste sie es tatsächlich nicht, oder Chris hatte ihr aufgetragen, nichts zu sagen.
    
    Ich besuchte Kev, den ...
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