London Calling 06
Datum: 26.08.2018,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byplusquamperfekt
... lenken.
Von Chris hatte er nur über Dritte gehört, er war ihr selbst nie begegnet. Irgendwie kam das Gespräch auf Sara.
„Wieso seid ihr Zwei eigentlich nicht zusammen?" fragte er, während er den vierten Spliff in dieser Stunde drehte. Wir waren beide ganz schön vorn.
„Verschiedene Gründe. Sie kommt einfach nicht aus der Höhle, ich hatte ihr ja nochmal richtig einen Antrag gemacht, davon hast du ja vermutlich gehört."
„Der Krieg der Geschlechter, natürlich. Inklusive deiner Märchenattacke. Alle haben davon gesprochen."
„Nun, es führte zu nichts, wegen ihrer gottverdammten Unentschlossenheit und ihrem Problem. Und dann kam Chris wieder in mein Leben, und ..."
„Problem? Was denn für ein Problem?"
Scheiße. Das war mir so rausgerutscht. Ach, was sollte es denn, er und Sara sahen sich so gut wie nie, und als Tratsch-Tante hatte ich ihn auch nie erlebt.
„Also okay, ich erzähle es dir, aber du musst mir schwören, dass du das keinem anderen erzählst."
„Na klar."
„Sie ist noch Jungfrau."
„Was? Du verarschst mich doch, oder?"
„Nein, sie hat da wohl irgendeine psychologische Blockade."
„Du solltest das in das Stück einbauen."
„Bist du bekloppt? Sie war eh nicht wirklich begeistert, sich eventuell auf der Bühne sehen zu müssen. Nochmal langsam und zum Mitschreiben: Sie hat mir das im Vertrauen erzählt."
„Ich kann's immer noch nicht glauben. Wie alt ist sie jetzt? Siebenundzwanzig?"
„Ja. Ich hab ja alles getan, was ich als Laienpsychologe ...
... mit ihr anfangen konnte. Jetzt ist sie vielleicht auch langsam so weit. Aber wie ich mein Glück kenne, wird wahrscheinlich jemand anders davon profitieren."
Das Gespräch wanderte wieder in andere Bereiche ab.
Ich hatte diese Episode fast schon wieder vergessen, als es an einem Freitagabend wild und ungeduldig an meiner Tür bimmelte. Sara stand draußen und stürmte wie eine Furie herein.
„Wie konntest du das tun? Wie konntest du Bill davon erzählen? Weißt du, wie ich mich jetzt fühle? Ich hab dir vertraut. So sehr, dass ich dir alles von mir erzählt habe. Und was machst du?"
Geschockt hörte ich mir den Rest der Tirade an. So wütend hatte ich sie noch nie erlebt. Eine Welle der Scham lähmte mich. Es gab auch keine Rechtfertigung, die ich hätte anbringen können. Ich erzählte ihr zwar, wie es dazu gekommen war und entschuldigte mich tausendmal, aber ich fühlte deutlich, dass dies ein Bruch in unserer Beziehung werden würde, viel härter als alle, die ich bis zu diesem Zeitpunkt hatte herbeiführen können. Sie schrie noch „ich will dich nicht mehr sehen" und stürmte wieder Türen knallend aus meiner Wohnung.
Na klasse. Das hatte ich ja sauber hingekriegt. Mal abgesehen davon, dass dieser Bruch vermutlich für uns Beide auf lange Sicht eine gesunde Entwicklung schien, war ich natürlich auch noch Tage danach emotional total verkatert. Erst diese Zurückweisung bei der Arbeit und dann das. Irgendwie lief gerade alles quer. Ich konnte mich nicht aufs Schreiben konzentrieren und ...