Ein Leben in Bedrangnis Neubeginn 04
Datum: 03.03.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byachterlaub
Der Umschwung
Die Urlaubszeit war nun schon seit beinahe zwei Monaten vorbei. Es war Alltag eingekehrt. Das Einerlei der Tage, sogar der Sonnabende und Sonntage verzichtete auf Höhepunkte. Mein Leben plätscherte dahin, und ich ließ mich in dem Fluss der hineilenden Lebenszeit treiben.
Das spürte ich schon lange. Aber nie fand ich den Ansporn es zu ändern. Denn je länger die Gewohnheit dient, das Leben in sinnvolle Abschnitte zu gliedern, desto träger wird der Verstand und passt sich dem scheinbar Unvermeidlichen an. Wenn ich mich nicht selbst aufraffen könnte, das war mir durchaus bewusst und klar, müsste ein äußerer Anlass mich bewegen. Ansonsten würde ich auf lange Zeit in geradezu hilfloser Starre verweilen und womöglich auch noch psychisch erlahmen.
Der Herbst begann in jenem Jahr schon früh die Blätter abzuwerfen. Es war zwar nicht sonderlich kühl. Aber es fehlte schon seit langem der Regen, so dass die Natur frühzeitig ausgedörrt erschien.
Wie fast jeden Sonntag bin ich mit meinen beiden Elisabeths durch den Park gestreift. Die Kleine tollte herum, sammelte Blätter, Kastanien und Eicheln vom Boden auf und brachte sie uns Älteren lachend dar. Ihre Oma war nicht besonders gesprächig. So liefen wir bestimmt eine halbe Stunde nebeneinander her. Nur hin und wieder wechselten wir ein Wort.
Da plötzlich fuhr ein Ruck durch Elisabeth und sie verharrte. „Komm Denis, lass uns auf die Bank setzen", sprach sie in einem bestimmenden, aber mütterlichen Tonfall. Die ...
... kleine Elisabeth ging ihren kindlichen Beschäftigungen nach, als wir dort zur Ruhe kamen.
Und die Oma fuhr fort: „Denis, ich mache mir Sorgen um dich. Nadine ist nun schon so lange tot und du machst keine Anstalten, dich um eine neue Partnerin zu kümmern. Ich -- dieses Wort betonte sie mit Nachdruck -- bin nicht deine Frau. Das will ich nicht. Dafür sind wir altersmäßig viel zu weit auseinander. Das habe ich dir schon damals gesagt, als du bei mir eingezogen bist.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich will dich nicht vertreiben. Mir liegt viel an dir. Aber so geht es nicht weiter. Komm endlich aus deinem Schneckenhaus heraus!" Dabei drückte sie mich innig und hauchte mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Wie recht sie hat, dachte ich, und antwortete kurz: „Elisabeth. Ich weiß. Aber die Verantwortung für die Kleine..."
Weiter kam ich nicht. „So ein Quatsch", legte sie nun mit aufgebrachter Stimme los. „Du hast doch die besten Voraussetzungen: eine Wohnung, immer ist jemand da, der für Elisabeth sorgt. Reiße dich zusammen." Ich hatte den Blick von ihr abgewandt und stierte auf den Boden, der mit unzähligen Blättern bedeckt war. Hie und da lugte ein alter Zigarettenstummel hervor.
Elisabeth gab mir einen Knuff in die Seite, der mich wieder aufschauen ließ. „Denis, das hat doch mit uns beiden nichts zu tun. Du weißt, wie sehr ich dich mag. Und das andere -- du weißt schon, was ich meine -- muss dich doch von nichts abhalten. Du bist mir doch nicht verpflichtet. Übrigens ...