1. Das Ende aller Sorgen


    Datum: 17.09.2018, Kategorien: CMNF Autor: Peter_Carsten

    ... einer dieser Bürohengste oder Politiker versucht, mit so wenig Geld einen ganzen Monat auszukommen. Ein sarkastisches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Aber immerhin wurde ihm recht gut vorgeschrieben, wo er wann zu erscheinen hatte. Zu sinnlosen Maßnahmen oder auch nur, um im Amt solange stundenlang zu warten, bis er von einem, auf ihn herabblickenden Beamten aufgerufen wurde. Andy ballte die Fäuste. Auto-Konzerne wurden mit Abwrackprämien gestützt und die Schulden anderer Staaten mit Schwindel erregenden Milliardenpaketen aufgefangen. Sein kleines Unternehmen dagegen, hatte man natürlich nicht gerettet. Nicht, dass er ernsthaft Hilfe erwartet hätte, aber er empfand es einfach als ihm gegenüber ungerecht.
    
    Sein Magen knurrte. Er hatte noch etwas Brot, allerdings seit Tagen keinen Aufstrich mehr. Der Kühlschrank war leer und daher nicht einmal an der Steckdose angeschlossen. Das sparte Strom.
    
    Nein, jetzt lieber nichts essen. Morgen war auch noch ein Tag. Wieder streifte Andys Blick über die vielen Briefe. Dieses Mal steckte er endgültig in einer Sackgasse. Am liebsten hätte er laut geschrieen – so laut wie möglich. Den Frust und die Wut aus sich heraus gebrüllt. Aber dann riss er sich zusammen.
    
    „Am besten gar nicht mehr darüber nachdenken“, sagte er sich.
    
    Sein Blick fiel wieder auf den alten Computer-Monitor. Zur Ablenkung einen Film gucken, das wäre doch eine Möglichkeit. Andy beugte sich unter den Tisch und schaltete den Computer ein. Der Monitor sprang mit ...
    ... einem vertrauten Knallgeräusch an. Dann wurde der Ladebildschirm des Betriebssystems sichtbar. Er grinste in sich hinein, als ihn das Windows 98 Logo auf blauem Grund anleuchtete. Wenigstens Computer-Viren brauchte er nicht fürchten, denn die konnten mit seinem betagten Betriebssystem nichts anfangen.
    
    Leider wollte der Pfandleiher partout den alten Rechner nicht in Zahlung nehmen. Aber eigentlich war Andy froh darüber. Immerhin hatte er dadurch wenigstens die Möglichkeit im Internet zu surfen, und zwar über das WLAN-Netz seines Nachbarn. Eigentlich war abgemacht, dass er sich dafür mit zehn Euro monatlich an den Providerkosten beteiligte, aber das Geld hatte er schon über ein halbes Jahr nicht mehr übrig gehabt - und sein Nachbar fragte zum Glück auch nicht nach.
    
    Ziellos scrollte sich Andy durch den Download-Ordner. Er lud sich regelmäßig mit einem Filesharing-Programm die aktuellsten, aber auch ältere Filme herunter. Das war natürlich illegal. Der Titel „Inside Man“ fiel ihm ins Auge. Der Name sagte ihm überhaupt nichts. Er zuckte die Achseln und öffnete die Datei.
    
    Andy hatte Glück. Tatsächlich konnte er wenigstens für knappe zwei Stunden die reale Welt mit ihren Sorgen hinter sich lassen, denn die Handlung war spannend. Clive Owen spielte einen charismatischen Bankräuber, der mit einem genialen Coup den perfekten Banküberfall durchführte. Und das mit Spielzeuggewehren! Andy schmunzelte. Im wahren Leben würden diese maßgeschneiderten Pläne, erdacht von irgendwelchen ...
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