Wenn die Nachtigall erwacht 06
Datum: 21.03.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: by_Faith_
... zu bieten, tötest Du lieber Deine eigene Art. Damit hast Du vielleicht einige Zeit erfolgreich überlebt, aber was hat es Deiner Art genutzt?'
»Ich bin auch Mensch!«, schrie Miriam.
‚Diesen Fehler werde ich korrigieren, damit sich Deine Gedanken nicht in irrationalen Zielen verlieren!'
»Ich habe nicht vor, Dich zu töten«, sagte Miriam mit angespannten Gesichtszügen und der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung.
‚Mein Tod ist die logische Konsequenz aus dem Entschluss, den Du gefasst hast. Du hattest die Gelegenheit, mich zu töten, jetzt ist es zu spät!'
»Was ist denn heute los?«, fragte Miriam hysterisch, »Erst dieser dumme Streit mit Sven und jetzt drehte auch noch der Cerebrat durch.«
Ihr war zum Heulen zumute. Gab es denn niemand auf der Welt, der sie einfach so akzeptierte, wie sie war! Das Mädchen musste um Sven bangen, und die Blaue Königin wurde von ihrem Cerebrat herausgefordert. Sie unterdrückte ihre Tränen und kniff die Augen kampfeslustig zusammen. Sie war es leid, zwischen allen Fronten zu stehen, aber das war offenbar ihre Rolle in dieser Welt.
»OK, wir werden das jetzt ein für alle Mal klären, und glaube nicht, dass Du der erste Cerebrat bist, der mich unterschätzt!«, rief sie der dichten Wand aus Tentakeln zu.
***
Zur gleichen Zeit blickte Sven über den Berg der geleisteten Arbeit und legte seine Hand auf die Stirn, um nicht von der tief stehenden Sonne geblendet zu werden. Er und sein Onkel hatten den ganzen Vormittag gearbeitet ...
... und dabei kaum drei Worte gewechselt. Schweigen und harte Arbeit: Sven spürte einen tiefen Frieden bei diesen Tätigkeiten -- vielleicht sollte er ins Kloster gehen.
»Wegen was habt ihr euch eigentlich gestritten?«, fragte Svens Onkel beiläufig. Er reichte seinem Neffen ein belegtes Brot und eine Flasche Bier. Sie hatten sich für die Pause auf alte Klappstühle gesetzt und bis eben war es wunderbar still gewesen.
»Wenn ich Dir das erzähle, hältst Du mich für verrückt«, sagte Sven. Sein Onkel lachte, »Ja, man streitet sich meistens über irgendeinen Scheiß, der am nächsten Tag keine Rolle mehr spielt. Aber so ist das eben, mit Männern und Frauen.«
»Ganz so würde ich das nicht sehen -- Miriam ist etwas Besonderes.«
»Ja, am Anfang ist jede Frau etwas Besonderes, aber ... «
Svens Onkel führte den Satz nicht zu Ende, als er den entschlossenen Blick seines Neffen sah.
»Ach Junge, Du machst Deine Erfahrungen schon noch«, winkte er ab und leerte seine Flasche.
Sven wurde schlagartig bewusst, was für ein kleines Licht er war: Wenn Miriam wirklich ein Alien war, konnte er froh sein, dass sie ihn nicht auffraß oder sezierte. Stattdessen wurmte in ihre ausschweifende sexuelle Vergangenheit. Im Anbetracht ihrer Andersartigkeit musste er sich auf viel tiefere Abgründe einstellen, als profane Gang-Bangs. So etwas konnte einem bei einer normalen Frau auch unterkommen. Sven wusste nur nicht, ob er dauerhaft damit klar kam, eine solche Frau an seiner Seite zu haben. Er leerte ...