1. Wenn die Nachtigall erwacht 06


    Datum: 21.03.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... sie das Haus kaufen wollte.
    
    In einem Gedankenblitz erkannte Miriam, dass V`nyx der IV. auf Gregs Anwesen besser aufgehoben wäre, als in einem Wohnhaus. Sie wusste, dass der verfallene Bauernhof über weitere Gebäude und weitläufige Grundstücke verfügte. Greg nutzte nur die Scheune, um an seinen Motorrädern zu schrauben.
    
    »Das ist ja fantastisch!«, flüsterte Miriam über ihre eigene Idee. Der Bauernhof lag abseits, wirkte von außen abschreckend und wurde von einem verschrobenen Kriegsveteran bewohnt, der über mehr Schusswaffen und Munition verfügte, als er je in seinem Leben verfeuern konnte. Miriam nahm sich vor, Greg in den nächsten Tagen zu besuchen. Sie musste dem Griesgram nur schonend beibringen, dass er der optimale Beschützer für einen Cerebrat wäre. Wenn irgendein Mensch in der Lage war, mit einem Cerebrat auszukommen, dann war es Greg. Vielleicht würde die Auseinandersetzung mit V`nyx dem IV. für Greg wie eine Therapie wirken - er könnte seinen Frust in gewissen Grenzen an der Pflanze auslassen und V`nyx der IV. würde eine Menge über die Denkweise von Menschen lernen.
    
    *
    
    Beim zweiten Stück Sahnetorte, dachte Miriam über die Erlebnisse des gestrigen Abends nach. Sie erinnerte sich an die seltsame Struktur der kahlen Bäume in dem dunklen Wald und suchte einen Block und einen Stift in ihrer Handtasche. Miriam begann, einzelne Bilder von ihrem letzten Besuch in der Anderswelt zu skizzieren. Sie zeichnete die toten Bäume, die ihr in Erinnerung geblieben waren. ...
    ... Dann versuchte sie, die Gesichtszüge der dunklen Wesen mit dem Bleistift nachzuzeichnen. Obwohl sie die Mimik der Wesen nur schemenhaft wahrnehmen konnte, gelang es ihr recht gut, ein Gesicht mit vagen Details zu skizzieren.
    
    Sie erinnerte sich an die Vision mit dem monströsen Cerebrat, den sie nach ihrem ersten Wochenende mit Sven gesehen hatte. Sie skizzierte die Tentakel, die aus der Tiefe des Waldes ragten. Auf einem weiteren Blatt versuchte sie, die monströse Blüte dieses Wesen zu darzustellen. Diese Blüte war groß und Furcht einflößend und sie hatte die Farben der Roten Königin! Miriam hoffte, dass ihr Unterbewusstsein in dieser Hinsicht irgendein vergangenes Erlebnis verarbeitet hatte, denn sie wollte solch einem Wesen nicht in Wirklichkeit begegnen -- zumindest nicht ohne Begleitung von einem Dutzend Soldaten mit schweren Waffen.
    
    Die Blüte mit der gezackten Blattkontur nahm die gesamte Fläche des Blattes ein. Um dem Bild mehr Ausdruck zu verleihen, holte Miriam ihre Schminksachen aus der Handtasche. Die Blätter waren überwiegend schwarz; dazu nutzte sie ihren Kajalstift. Dann fügte sie mit dem Lippenstift die typischen roten Sprenkel hinzu und fuhr die Blattkonturen nach. Mit kritischem Blick betrachtete sie ihr Werk: Das Schwarz war nicht glänzend genug und der Rotton zu hell -- aber die Proportionen und die Perspektive waren ihr ganz gut gelungen.
    
    Ein Typ in einem dunklen Anzug am Tisch gegenüber beobachtete sie seit über zehn Minuten. Miriam blickte ihn direkt ...
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