Das Bangkok Syndikat 11
Datum: 25.09.2018,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: bySena78
21. Vierzehnter Tag, mittags, Bangkok
„Gibt es schon Nachricht von ihm?"
Hoffnungsvoll betrachtete Maurice seine Gattin, die auf das Display ihres Handys starrte und die soeben eingegangene Nachricht dieses Herrn Na Ajutthajas las. Es war mittlerweile bereits die fünfte, mit jeder hatte die Ärztin ihren anfänglichen Eindruck von diesem kleinen, thailändischen Herrn weiter revidiert. Noch heute Abend würde er ihr die ersten Ergebnisse seiner Ermittlungen übermitteln, hatte er ihr versichert. Sie presste das Mobiltelefon an ihre Brust. Lieber Gott, bitte!!!!
„Maria?"
Die Rechtsanwältin erinnerte sich an die ursprüngliche Frage ihres Gatten, demgegenüber sie ein ziemlich schlechtes Gewissen plagte. Seitdem sie sich so sehr um ihren Sohn sorgte, war ihm nur eine Nebenrolle in ihrem Leben geblieben. Doch sie konnte einfach nicht anders, das einzige von Bedeutung war im Moment das Leben ihres Kindes.
„Heute Abend, Maurice. Er scheint etwas herausgefunden zu haben."
Der Arzt nickte, zog seine Beine ins Bett und räkelte sich auf der Matratze. Auch seine Gedanken drehten sich unentwegt um Alain, er klammerte sich an die Hoffnung, dass alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände war und ihr Sohn sein Leben irgendwo in der Szene Bangkoks in vollen Zügen genoss. Vielleicht auf eine Art und Weise, die sie verurteilen würden, aber immerhin glücklich und vor allem am Leben.
Er schloss die Augen und versuchte, sich an den letzten gemeinsamen Moment mit seinem ...
... Sohn zu erinnern. Lag es am Zwang, dass ihm dieser Augenblick so verzerrt und unwirklich erschien? So arm an Details und keinesfalls tröstend? Mit einem bitteren Beigeschmack im Mund griff er nach dem Wasserglas auf dem Nachttisch. Beinahe wäre es ihm aus der Hand geglitten, als das alte Bakelittelefon zu rasseln begann. Er stellte es zurück auf den Tisch und hob den Hörer von der Gabel.
„Ja bitte?"
„Dr. Silami?!?"
„Am Apparat."
Eine akzentuierte Stimme klang auf Englisch aus dem Hörer. Maurice erwiderte Marias fragenden Blick, deutete ihr aber, ruhig zu bleiben.
„Bitten sie ihn herauf! Danke!"
Maurice ließ zögernd den Hörer in die Gabel fallen und sah seine Frau verwundert an.
„Ein Berufskollege von dir, wünscht uns zu sprechen."
Marias angespannter Gesichtsausdruck wandelte sich in Bestürzung. Sie hatte sich zwar angezogen, keinesfalls jedoch für den Besuch eines fremden Menschen ausreichend zurechtgemacht.
„Hätte er sich nicht frühzeitig anmelden können?"
Ihr Mann verneinte.
„Beruhige dich bitte. Wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können. Hören wir uns mal an, was er möchte."
Maria verschwand zögerlich im Bad, wenigstens ihre Haare wollte sie noch aufstecken und etwas Make-up auflegen. Einige Augenblicke später klopfte es auch schon verhalten an der Tür. Maurice erhob sich und öffnete.
Ein älterer Einheimischer von vielleicht fünfzig Jahren zog seinen leichten Sommerhut vom Kopf und streckte Maurice eine sehr gepflegte Hand ...