Der Kuss der Sukkubus
Datum: 29.09.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byNevermore88
... Vorbereitungen genau getroffen, alle Anleitungen aufs genaueste befolgt. Wo hatte er nur den Fehler gemacht?
Das war jetzt egal, er musste schnell handeln. Die Bannkreise waren spezifisch für Konichim zugeschnitten. Gegen einen anderen Dämon würden sie nur kurz oder gar nicht schützen. Er musste die Kreatur bannen, bevor sie sich vom Schock der Beschwörung erholt hatte.
Hastig begann er im „Ymbil o gythreuliaid" zu blättern. Er wusste nicht, was die Gestalt war und abwarten konnte er nicht. Die allgemeine Bannformel musste reichen. Ob sie es tun würde, wusste er nicht. Aber es ging jetzt nicht anders.
Da er hatte die Seite gefunden und begann die Formel zu intonieren: „Magpalayas ko sa iyo, kayo nilalang ng impiyerno..."
Jacen hielt unvermittelt inne, denn die Kreatur hatte sich aufgerichtet und die Flügel ausgebreitet. Was darunter zum Vorschein kam, so etwas Schönes hatte er noch nie gesehen. Es war die Gestalt einer Frau. Aber keine Frau wie er bisher eine kennengelernt hatte. Die Haut alabasterweiß, die Lippen rot wie Blut, das Haar war schwarz wie die Federn eines Raben. Sein Blick glitt über wohlgeformte Brüste, weder zu groß noch zu klein, über einen flachen Bauch, hinab zum schwarzen Dreieck.
Dann auf einen zweiten Blick bemerkte er die Dinge, die bewiesen, dass die Gestalt vor ihm keine Frau, sondern ein Dämon war. Die kleinen Hörner, so rot wie die Lippen, die aus der Stirn der Kreatur entsprangen und sich elegant nach oben schwangen. Der lange, ...
... peitschende Schwanz, der um die Beine der Gestalt spielte. Und zu guter Letzt die Augen. Golden, die Farbe von Honig, aber Raubtierhaft, gierig, nicht von dieser Welt.
Die Augen waren es, die Jacen aus seiner Starre rissen. Eine Sukkubus! Wie bei allen Göttern hatte er eine Sukkubus beschwören können. Und noch viel wichtiger, wie schaffte er es, sie wieder zu bannen. Seine Finger tanzten über die Seiten, irgendwo musste die richtige Formel stehen, irgendwo musste es die Worte geben, die ihn aus seiner Gefahr brachten.
Doch es war zu spät. Die Kreatur hatte ihn bemerkt. Die gelben Raubtieraugen fixierten ihn. Die Lippen leckend kam die Sukkubus auf ihn zu. Die Bannzirkel leuchteten auf, richteten ihre Magie gegen den Dämon. Doch mit einer einfachen Handbewegung ließ die Sukkubus die schützende Magie erlöschen.
Jacens Gedanken rasten. Einen letzten Ausweg hatte er noch: „Sunog!"
Der Feuerstrahl sprang von seinen ausgestreckten Fingerspitzen und raste auf die sich nähernde Gestalt zu. Doch diese hob nur ihre Hand und fing den Strahl harmlos in ihrer Hand ein.
„Nicht nur übermütig sondern auch dumm. Einen Dämon mit Feuer bekämpfen zu wollen. Wie naiv." Die Stimme war melodiös, wie süßer Honig in einem Moment und rauchig und verführerisch im anderen. Sie klang wie nichts was Jacen jemals gehört hatte. Die Gestalt kam langsam auf ihn zu. Er wich zurück bis er nicht mehr weiter konnte. Hinter ihm war die kalte Steinwand der Kammer.
Die Türe war vielleicht vier Schritte ...