1. Schlechte Vorbilder


    Datum: 15.04.2024, Kategorien: Erstes Mal Autor: bymiriamlenz

    Ich stütze mich am kühlen Fensterbrett ab und sehe nach draußen. Der leichte Regen zieht wie ein Fernsehflimmern durch die Nacht. Eine Straßenlaterne wirft einen schwachen Schein auf das gegenüberliegende Einfamilienhaus. Vom attraktiven Ehepaar, dem es gehört, fehlt aber noch jede Spur. Alle Zimmer sind zappenduster.
    
    Kurzer Blick aufs Handy: 01:35 Uhr. Meinen Berechnungen nach kann es nicht mehr lang dauern, bis die beiden eintreffen. Vorausgesetzt, sie veranstalten nicht noch irgendwelche Eskapaden. Was ich natürlich nicht ausschließen kann.
    
    Ich lasse den Rollladen langsam nach unten, bis nur noch ein kleiner Spalt offenbleibt. Die Minuten streichen ins Land, mein hoher Puls bleibt konstant.
    
    Erst, als es beinahe 2 Uhr ist, machen sich allmählich Zweifel breit. Vielleicht sind sie noch auf einer Afterparty? Wofür mache ich das Ganze eigentlich? Nur, weil ich mir einen kleinen Kick erhoffe?
    
    Ich schnappe mir ein Kissen und lege es hinter meinen Rücken. Auf Dauer wird die Hauswand dann doch ein wenig ungemütlich. Mir kommt das kurze Gespräch mit meiner Nachbarin in den Sinn, das wir heute Nachmittag geführt haben. Sie meinte, dass sie und ihr Mann richtig schick Essen werden und anschließend noch ins Kino gehen. Auf die Frage, welchen Film sie denn sehen, hat sie eher ausweichend geantwortet ... aber ich habe mir zunächst nichts dabei gedacht. Erst, als ich das Örtchen dann später im Internet recherchiert habe, sind mir beinahe die Augen rausgefallen. Es ist ...
    ... einPornokino!
    
    Ich greife nach einem Kuscheltier und umklammere es. Mein Atem wird allmählich flacher, meine Augenlider schwerer. Das Gefühl der Geborgenheit lässt mich wegdösen.
    
    Rrrrrr.
    
    Ich blinzele.Ist das ... ein Motor?
    
    Plötzlich bin ich hellwach. Denn es ist der Porsche der Nachbarn, der gerade in die Garage fährt. Ich werfe meinen Bären beiseite und nehme meine Position wieder ein. Ganz nah rutsche ich an die Wand heran. Obwohl die Hälfte meines Gesichts im Verborgenen liegt und ich nur mit einem Auge nach draußen spähe, befürchte ich, dass man mich entdecken könnte. Aber das Risiko muss ich eingehen.
    
    Es dauert nicht allzu lang, da geht der Kronleuchter im Wohnzimmer an. Kurz darauf betritt die Dame des Hauses den Raum. Mit ausgestreckten Armen dreht sie Pirouetten, ihre dunklen Haare und ihr Handtäschchen wirbeln mit ihr mit. Der Saum des kleinen Schwarzen, das eher einem Nachthemd gleich, fliegt bei einer Drehung soweit hoch, dass ich einen Blick auf ihre Unterwäsche erhaschen kann. Es ist ein roter String.
    
    Trotz des süßlichen Kribbelns, das ich überall spüre, überkommt mich der Impuls wegzusehen. Was sich dort drüben abspielt, geht mich einfach nichts an. Und mein Verhalten scheint allmählich zur Sucht zu werden. Ich muss damit aufhören.
    
    ... irgendwann zumindest ...
    
    Nichtjetzt.
    
    Nicht, nachdem ich die halbe Nacht gewartet habe.
    
    Nur noch dieses eine Mal.
    
    Ihr Göttergatte gesellt sich zu ihr. In seiner maßgeschneiderten Abendgarderobe sieht er mal ...
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