Schlechte Vorbilder
Datum: 15.04.2024,
Kategorien:
Erstes Mal
Autor: bymiriamlenz
... Jahre perfektioniert. Und seinem Gesichtsausdruck nach fühlt es sich so gut an wie es aussieht.
Die Szene könnte nicht erotischer sein. Alles ist perfekt. Die Stimmung, die Atmosphäre, die Darsteller. Zu gern würde ich diesen Moment einfangen und ihn mir bei Bedarf noch einmal ansehen. Oder zweimal. Oder zwanzig Mal.
Mein Kopf schreit:Lass es! Aber es ist bereits zu spät. Meine Finger sind schon an meinem Handy. Ich positioniere es am Fensterrahmen, wechsle zur Kamera und zoome ran.
Himmel ...
Das Bild ist so gestochen scharf, dass ich mir eine Hand vor den Mund halte.
Das darf ich nicht! Wenn die mich erwischen!
Mein schlechtes Gewissen gibt sich die größte Mühe, mir die Sache auszureden. Aber ich wünsche mir so sehr, einen kleinen Schnipsel zu haben. Nur einenklitzekleinen.
Deswegen... gebe ich mir einen Ruck. Und drücke auf den Auslöser.
Ein Fehler. Denn das Blitzlicht geht an.
Ich reiße meinen Arm zurück und schiebe das Handy unter die Decke.
Ein Zittern jagt durch mich hindurch. Meine Welt bricht zusammen. Ich versuche zu versinken, in der Matratze, im Erdboden.
Oh. Mein.Gott.
Das ist jetzt nicht passiert. Nein. Nein.Nein.
Plötzlich habe ich eine Scheißangst.
Ich greife blind nach meinem Handy und drücke irgendwelche Knöpfe, damit das verdammte Licht endlich ausgeht.
Wieso war ich so blöd?
Warum?!
Die kommen bestimmt gleich rüber. Und verklagen mich, auf was auch immer. Wie soll ich das meinen Eltern erklären?
Der ...
... Schock sitzt so tief, dass ich mich unter meiner Decke zu einem Ball zusammenrolle.
Vergeblich warte ich darauf, dass sich die Schamgefühle verflüchtigen.
Erst, als ich keine Luft mehr kriege, strecke ich meinen Kopf hervor.
Mir kommt ein Gedanke, an den ich mich wie an einen Rettungsreifen klammere: Vielleicht, nur ganz vielleicht, könnten sie es für den Blitz eines Gewitters gehalten haben. Ihr Blick war nicht zum Fenster gerichtet, ich bin ein Stockwerk höher als sie, das Wetter könnte passen.
Bullshit, spricht die Pessimistin aus mir raus.Das glaubst du doch wohl selbst nicht.
In meinem Kopf geht es hin und her. Fest steht: Die Ungewissheit killt mich. Bin ich am Arsch, oder nicht?
Ich muss nochmal einen Blick riskieren und nachsehen. Rausfinden, ob sie unbekümmert weitermachen oder ob sie schon auf dem Weg zu mir sind, um mir den Hintern zu versohlen.
Zentimeter für Zentimeter taste ich mich an den Spalt heran. Ich erblicke die Einfahrt. Dann das dunkle Wohnzimmer. Dann das orangefarbene Licht, das noch immer im Schlafzimmer leuchtet.
Von den beiden fehlt jede Spur, aber es hängt ein großer Zettel an ihrer Scheibe.
Was steht da?
Komm her? :-)
Mit Fragezeichen und Smiley am Ende?
Das kann nicht sein.
Ich kneife meine Augen zusammen.Doch, tatsächlich.
Mein Magen zieht sich so stark zusammen, dass ich das Gefühl habe kotzen zu müssen. Ich atme ein paar Mal tief ein und aus. Was überraschenderweise sogar hilft. Der Knoten löst sich, ...