1. Krieg und Liebe: Henschels Rückkehr


    Datum: 21.05.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... aus meiner Provision mehr als mein jährliches Direktorengehalt verdienen würde. Angesichts der ständigen Geldengpässe in unserer Eisenbahngesellschaft erschien mir dies Angebot insbesondere zur Absicherung unseres Familienlebens in Lumbo als ausgesprochen verlockend.
    
    Nach einer Stunde intensiven Nachdenkens holte ich Una in mein Büro und gab ihr den Brief mitsamt seinen Anlagen zu lesen.
    
    "Könntest Du beide Aufgaben von Lumbo aus wahrnehmen?" war ihre erste Reaktion. "Ich würde gern hier in meiner neuen Heimat weiterleben und mit Fatima an unserer Gesundheitsversorgungsidee weiter arbeiten."
    
    "Ich entnehme dem Brief, dass die Henschel-Werke es sogar begrüßen würden, wenn ich von hier aus beide Aufgaben wahrnehme. Ich rede dann ja mit anderen Eisenbahngesellschaften praktisch von Kollege zu Kollege."
    
    Una nickte. "Ich sehe ganz klar, warum Herr Henschel Dir diesen Vorschlag macht. Ist für seine Firma beinahe ein Gottesgeschenk, in einem Markt, in dem sie bisher kaum vertreten sind, einen Generalrepräsentanten zu bekommen, der genauso wie die Firma heißt." Sie nickte ein paar Mal bedächtig, dann setzte sie nach. "Und ich kann mir vorstellen, dass die Gesellschafter hier einer solchen Lösung ebenfalls aufgeschlossen sein könnten. Ich sehe ja die knappe Kassenlage jeden Tag. Und mit dem Einkauf der Lokomotiven und Waggons wird sie in den kommenden Monaten und Jahren eher noch knapper. Spätestens, wenn die Trasse Monapo erreicht hat, ist das Kapital aufgebraucht. Und ...
    ... wenn neues Geld nur durch den Betrieb verdient werden muss, wird es lange dauern, bis ihr die Bahnstrecke Richtung Westen oder sonst wohin erweitern könnt. Für den Alltagsbetrieb einer einfachen, 90 Kilometer langen Strecke braucht man keinen Direktor wie Dich."
    
    Una hatte in ihrer unnachahmlichen, scharf analytischen Art auch meine schon seit langem innerlich gehegten Sorgen angesprochen. Was würden wir als Familie machen, wenn der Eisenbahngesellschaft das Geld ausgeht? Hier lag nun eine mögliche Antwort auf meinem Schreibtisch. Absolut unerwartet.
    
    "Du solltest Ahmed Abbas über das Angebot informieren. Ich kann eine Übersetzung ins Englische anfertigen, die kannst Du ihm dann persönlich präsentieren und die Vorzüge des Angebotes für allen Seiten erläutern. Ich bin mir sicher, er wird Dir sehr gut zuhören."
    
    Una Einschätzung erwies sich als richtig. Drei Wochen später konnte ich Herrn Henschel mitteilen, dass ich gemäß positivem Gesellschafterbeschluss in der Lage wäre, sein Angebot zur zusätzlichen Übernahme der Funktion als Generalrepräsentant seiner Firma anzunehmen und ich einem entsprechenden Vertragsabschluss mit Optimismus entgegen sehen würde.
    
    Zwei Jahre später trat exakt ein, was Una vorhergesagt hatte. Unsere Eisenbahngesellschaft hatte mit ihrem letzten Kapital Monapo erreicht, wobei unterwegs noch viel Arbeit an Bahnhöfen und Technik zu verrichten war. Aber immerhin konnten wir nun auf der gesamten Länge der Trasse einen fahrplanmäßigen Personen- und ...
«12...252627...30»