1. Die Wiedergeburt der Katze


    Datum: 08.06.2024, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byIntersexitor

    Die folgende Erzählung war für mich schwierig einzuordnen. Sie enthält zwar BDSM-Elemente, gehört vom Gesamtzusammenhang her aber nicht in diese Kategorie. Berührungspunkte ergeben sich durch gewisse Schlagwerkzeuge und die thematisierte Schmerzwahrnehmung.
    
    Am Ende des Tages bleibt es eine eromantische Novellette über Nozizeption.
    
    Trotz einiger ernster Untertöne kann ich aber guten Gewissens versichern: Auch in dieser Story gibt es nichts Pulitzerpreis-Verdächtiges und auch kein Futter fürs Literarische Quartett.
    
    *
    
    DIE FETE
    
    „Komm, Markus, da drin finden wir bestimmt was echt Geiles", lallte ich ihm ins Ohr und lenkte ihn kurzerhand vom Bürgersteig zum Eingang des Erotic-666-Stores, den wir in diesem Moment passierten.
    
    „Für die dröge Claire? Jetzt spinnst du total, Jonas!", lachte er.
    
    Wir stellten unsere halbvollen Bierflaschen einfach auf den Bürgersteig neben die mit roter Folie abgeklebte Tür und betraten den muffig riechenden Laden mit der funzeligen Beleuchtung. Claire studierte mit uns Medizin im dritten Semester und war die arroganteste und spießigste Person, die mir je untergekommen war. Immer in der ersten Reihe, immer die volle Punktzahl. Und immer in den gleichen grauen Wollrollis und dunkelblauen Faltenröcken, die nach englischem Eliteinternat und Mottenkugeln rochen.
    
    Sie hatte einen Stock im Arsch! Ein Bild, das mir gleichzeitig absurd vorkam und mich dennoch hochgradig erregte. Claire war bildhübsch mit ihrem feingeschnittenen ...
    ... aristokratischen Gesicht und den langen, hellblonden Haaren. Aber das Lächeln ihrer markanten Lippen war stets überheblich. Und wenn sie mit theatralischem, schmerzerfülltem Blick zurück in den Hörsaal sah und eine Augenbraue hochzog, nur weil irgendeiner ein Schwätzchen hielt, schwoll mir bereits der Kamm.
    
    Wir stöberten eine Weile in dem üblichen Sex-Shop-Kram und konnten uns nicht zwischen einem Kama-Sutra-Quartett und einem Marzipan-Penis entscheiden, als mein Blick auf die gegenüberliegende Wand fiel.
    
    „Die ist es. Genau die!", sagte ich bestimmt.
    
    „Die?", fragte Markus und riss die Augen auf."
    
    „Die ist aber nicht ganz billig!", fügte er hinzu.
    
    „Claire ist auch nicht billig", entgegnete ich und er nickte nach kurzem Zögern beipflichtend.
    
    Die dämlichen Gesichter auf der Fete sind mir es auf jeden Fall wert, dachte ich, als wir 69,99€ auf den Tresen blätterten. Die ältere Dame, die im Sex-Shop Dienst schob, packte uns das gute Stück sogar als Geschenk ein. Nach ein paar weiteren Bierchen im Späti zum Vorglühen machten wir uns zu Claires Studentenbude auf, die in Wirklichkeit eine respektable Zweizimmer-Neubauwohnung war, die ihre Eltern als Anlageobjekt gekauft hatten. Die Einladung zu ihrer Fete hatten wir wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass wir zufällig in der gleichen Physiologie-Arbeitsgruppe eingeschrieben waren und ich ihr einmal mit den Hausarbeiten aushalf, weil sie zwei Wochen lang wegen irgendeiner Unpässlichkeit ausgefallen war.
    
    Ich ging nicht davon ...
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