1. Die Wiedergeburt der Katze


    Datum: 08.06.2024, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byIntersexitor

    ... Tablett mit dem Krebsschwanzfleisch-Eintopf durch den Saal, als ich sie einsam an einem Tisch sitzen sah. Das ist doch die Gelegenheit! Dachte ich bei mir und nahm schräg gegenüber von ihr Platz. Sie blickte auf und aus ihrem Gesicht schlug mir sofort eine Mischung aus Wut und grenzenloser Enttäuschung entgegen. Mir entging nicht, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, als sie ruckartig ihr Tablett aufnahm und den Tisch wechselte, noch bevor ich etwas sagen konnte. Mein Geschenk hatte sie zu hart getroffen!
    
    *
    
    SNOOPY
    
    Nach dem Physikum wechselte ich für den klinischen Abschnitt an die Uni Köln und die Angelegenheit trat hinter der anstrengenden Arbeit mit den Patienten in den Hintergrund. Dennoch kamen mir noch nach Monaten, wenn ich nach einem hektischen Tag zur Entspannung masturbierte, immer wieder Bilder von Claire in den Sinn. Die Peinlichkeit auf ihrer Fete, die mich erst schauern ließ, aber dann in ohnmächtige Wut versetzte. Wie sie ihren grauen Wollrolli auszog, niederkniete und die Neunschwänzige Katze begann, ihren schneeweißen Rücken roh zu bearbeiten. Wenn sie schließlich tränenüberströmt und voller Striemen auf dem Rücken zu mir aufblickte, spritze ich in langen Strahlen bis zum Hals ab.
    
    Was war es, was mich in meinen Träumen veranlasste, so hart auf sie einzudreschen? Der Zorn, dass sie meine Entschuldigung nicht annahm? Dass das Schicksal mir die Absolution verweigerte? Vielleicht hatten mich der Lernstress vorm Physikum und der exzessive ...
    ... Alkoholkonsum in jener Zeit auch nur in ein hohlbirniges, unempathisches Wesen verwandelt. Keine optimalen Voraussetzungen für den Arztberuf, stellte ich fest.
    
    Überraschenderweise holte mich das Thema im realen Leben schneller ein, als mir lieb war. Denn nach ein paar kurzen und belanglosen Intermezzos mit Kommilitoninnen lernte ich Snoopy kennen. Nicht in einem wilden Club, nicht an der Uni, sondern bei einer schnöden Bowlingrunde. Sie hatte ein befreundetes Pärchen mit ins Bowlingcenter in Köln-Deutz begleitet und sich anfangs wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Bis wir ins Gespräch über Lederjacken kamen, ein Thema, das sie wohl brennend interessierte. Kein Wunder! Sie trug eine enganliegende schwarze Lederhose und hohe Doc Martens-Stiefel. Mit ihrer auberginefarben getönten Kurzfrisur und den Piercings sah sie fast aus wie eine Edelpunkerin.
    
    „Warum nennen dich alle Snoopy?", fragte ich nach zwei Aperol Spritz neugierig.
    
    Sie lachte und zwinkerte frech. Ihre prallen Brüste, die sich unter dem hautengen Tanktop abzeichneten, hüpften dabei auf und ab. Diese beiden Bowlingkugeln würde ich auch gerne mal in die Hände nehmen, dachte ich bei mir.
    
    „Vielleicht findest du es ja bald selbst raus, Jonas!", gab sie sich geheimnisvoll.
    
    „Kannst mir die Adresse von dem Leder-Store übrigens gerne per WhatsApp schicken!", fügte sie hinzu, als sie mein Stirnrunzeln bemerkte.
    
    „Mach ich sofort", grinste ich.
    
    Den Hinweis darauf, dass sie dann ja auch meine Nummer hätte, hatte sie ...
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