1. Reifeprüfung


    Datum: 10.06.2024, Kategorien: Betagt, Autor: bySilberstreifen

    ... sehr mich sein französcher Akzent um die Finger wickelte, fuhr er fort. „Merci für Ihre Hospitalité, isch offe isch mache keine großen Umstände für Sie?". Seine Stimme und sein Akzent streicheln meine Seele. „Bitte, nenne mich bei meinem Vornamen. Ich bin Julia und mache Dir keine Gedanken. Ich freue mich, dass Du uns für einige Zeit Gesellschaft leistest!" war meine Antwort und ich versuchte ihm dadurch seine eigenen Bedenken zu nehmen.
    
    Gemeinsam schafften wir sein Gepäck nach oben und zeigten dem Neuankömmling sein Zimmer. Leonard schien mit seinem kleinen Reich zufrieden zu sein, sanft streifte er mit den Fingern um jedes Möbelstück. Fast zärtlich wanderten seine Hände um jedes Detail der Einrichtung.
    
    Meine Bedenken waren innerhalb von Sekunden wie weggeblasen und ich lächelte still in mich hinein. Die Zeit mit ihm könnte doch ganz nett werden,...
    
    Nachdem sich Leonard in seinem Zimmer eingerichtet und etwas frisch gemacht hatte, beschlossen wir, unser Abendessen ins Freie zu verlegen. Bei diesen Temperaturen war es draußen wesentlich angenehmer. Alexander warf den Grill an und kreierte seine neuesten Fleischvariationen. Mit einem kühlen Bier in der Hand ist es seine Art, von einem stressigen Arbeitstag abzuschalten. Leonard und ich gönnten uns ein Glas von dem französischen Rotwein, den mir der junge Mann als Gastgeschenk mitgebracht hatte. Er entspannte sichtbar als er immer mehr spürte dass wir ihn ganz zwanglos in unserer Mitte aufgenommen hatten. Wegen der ...
    ... noch immer hohen Temperaturen verzichtete ich darauf, mich „geschlossener" einzupacken und behielt mein etwas tiefer ausgeschnittenes Sommerkleid an. Amüsiert stellte ich fest, wie Leonard nach unserem 2. Glas immer wieder verstohlene Blick in meinen Ausschnitt warf. Normalerweise müsste ich mich darüber echauffieren, aber komischerweise machte es mich an diesem Abend eher stolz. In mich hinein schmunzelnd stellte ich fest: „Sexy mit 50 zu sein, fühlt sich besser an, als Sexy mit 20."
    
    Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Es ist wohl normal, dass es ein bisschen gedauert hat, bis wir eine gewisse Alltagsroutine entwickelt haben. Leonard gab sich jedoch alle Mühe, sich in unsere häuslichen Abläufe einzufügen und schon schnell war er kein „fremder" Gast mehr. Vor allem an den Abenden, an denen Alexander wegen irgendwelcher geschäftlichen Themen erst spät nach Hause kam, fing ich an, die Gesellschaft dieses intelligenten jungen Mannes zu genießen.
    
    Unsere Gespräche waren amüsant aber auch tiefsinnig. Ich war erstaunt, über welche Themen er sich Gedanken machte. Am 2. Abend erklärte er mir etwas schüchtern, dass ihn seine Freunde nur „Leon" nennen würden. Als ich ihn provokativ fragte, ob er mich zu seinen Freunden zählte, lief er rot an und versuchte sich aus der Situation heraus zu stottern. Alexander war indirekt sein Vorgesetzter und Leon wurde bewusst, dass er sich mit einer falschen Antwort unter Umständen in eine missliche Lage bringen konnte. Mir gefiel seine ...
«1234...23»