1. Krieg und Liebe: Die Berliner Luftbrücke


    Datum: 19.06.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... machte, aber der Winter verlief vergleichsweise mild und mit relativ wenig Schneefall.
    
    Zum Weihnachtsfest war Fred zum ersten Mal in die kleine, gemeinsame Wohnung von Hilde und ihrer Freundin Inge eingeladen. Dabei lernte er auch zum ersten Mal Hildes vierjährige Tochter Martha kennen, die er in den vergangenen Wochen immer wieder mit kleinen Schokoladenriegeln aus seiner eigenen Ration hatte versorgen lassen.
    
    "Bist Du der Schokoladenpilot?" begrüßte ihn das hellblonde Mädchen mit seinen zwei lustig geflochtenen Zöpfen ganz keck. Als Fred die Frage bejahte, machte Martha einen Knicks vor ihm und reichte ihm noch einmal die Hand. "Ich will mich ganz doll für die Schokolade bedanken, die Mama immer wieder von Dir mitgebracht hat. Ich liebe Schokolade und habe sie mir immer ganz doll eingeteilt, damit sie so lang wie möglich ausreichte."
    
    Freds Deutschkenntnisse waren immer noch rudimentär, aber Marthas Freude und Dankeschön hatte er verstanden. Spät am Abend musste Fred dann doch in seine Unterkunft auf dem Fliegerhorst zurückkehren. Hildes und Inges Wohnung hatte genau zwei Betten, in denen die Frauen jeweils mit ihren Kindern schliefen. Da passte beim besten Willen kein erwachsener Mann mit Gehgips mehr hinein.
    
    "Der Zeitpunkt wird kommen, an dem wir beide ganz normal gemeinsam zu Bett gehen können", beschwor Hilde ihn beim Abschied. "Ich glaube ganz fest daran." Sie standen lange in einer engen Umarmung an der Haustür bis der Taxifahrer schon ungeduldig hupte. ...
    ... Er wollte nicht noch länger auf die lukrative, in harter Währung zu bezahlende Fuhre warten.
    
    Ob mit Gehgips oder ab Anfang Januar nur noch mit einem spindeldürren und wenig belastbaren linken Unterschenkel und an Krücken, Fred Miller bewährte sich als effektiver und erfolgreicher Organisator des Winterdienstes auf RAF Gatow so gut, dass ihn Group Captain Boston Mitte Februar in sein Büro rufen ließ.
    
    "Sie machen einen guten Job", eröffnete der Group Captain das Gespräch. "Es ist erfreulich festzustellen, dass wir hier bisher nur unwesentliche Unterbrechungen des Flugverkehrs durch den Winter hatten."
    
    Fred bedankte sich für das Lob. "Leider können wir gegen den Eisgang auf der Havel nichts machen. Ich vermisse ein wenig die Sunderlands."
    
    Group Captain Boston lachte laut auf. "Wie lange sind Sie Flugboote geflogen, Flight Lieutenant?"
    
    "Zehn Jahre, Sir. Catalinas und Sunderlands."
    
    "Wollen Sie zurück in den Pilotensitz, wenn Ihr Bein wieder voll belastbar ist?"
    
    Fred zuckte leicht mit den Schultern. "Das ist all die Jahre mein Dienstplatz gewesen, Sir. Viele, viele Meilen einsam über den Weltmeeren. Und nun als Blockadebrecher zur Versorgung von mehr als zwei Millionen Menschen."
    
    "Und niemand von uns weiß, wie lange die Sowjets ihr Spielchen fortsetzen wollen." Der Group Captain klang entschlossen. "Aber wir beweisen der Roten Armee und ihren Herren in Moskau gerade, dass wir uns von ihnen nicht ins Bockshorn jagen lassen. Mittlerweile beherrschen wir die ...
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