Krieg und Liebe: Die Berliner Luftbrücke
Datum: 19.06.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... "Viele haben wie ich ihren Mann verloren und müssen heute zusehen, wie sie ihre Familien allein durchbekommen. Insofern habe ich noch Glück, dass ich nur eine Tochter habe. Das sind dann nur zwei Mäuler, die gestopft werden müssen."
"Ist ihr Mann noch in Gefangenschaft?" Fred hatte registriert, dass die Frau einen schmalen, einfachen Goldring trug.
"Offiziell vermisst. Seit 1944, in Russland. Mehr weiß ich nicht."
"Die Hoffnung stirbt zuletzt." Fred ärgerte sich über diesen Spruch in dem Moment, in dem er ihn ausgesprochen hatte. Er wollte eigentlich etwas Tröstendes sagen, fühlte aber sofort, dass er das falsch formuliert hatte. Er sah zwei kleine Tränen aus den Augenwinkeln der Frau herausquellen.
"Schön wär's. Aber meine Hoffnung ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Ich träume nicht mehr von ihm. Und das würde ich tun, wenn er noch am Leben wäre."
Fred hätte sie jetzt am liebsten in den Arm genommen und getröstet. Aber das empfand er angesichts der äußeren Umstände vor der Tür zum Cockpit der Sunderland als absolut unpassend.
Die dritte Schute war unterdessen fertig beladen, mit der die junge Frau zurück an Land fahren wollte. Sie packte die Thermoskannen und die vier Becher in ihren Korb und wandte sich zum Gehen.
"Wie heißen Sie?" fragte Fred plötzlich.
Die junge Frau drehte sich noch einmal um "Hildegard Müller, aber alle nennen mich nur Hilde."
Fred lachte. "Dann haben wir fast denselben Nachnamen. Ich bin Fred Miller." Er ...
... reichte ihr seine Hand.
Hilde ging die zwei Schritte auf ihn zu, ergriff seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie. "Hat mich sehr gefreut. Fliegen Sie vorsichtig und bleiben Sie gesund. Wir brauchen Männer wie Sie! Dringender denn je." Dann verließ sie das Flugboot, drehte sich noch einmal um, während die Schute sich zum Uferpier bewegte und winkte.
Dies Bild der Abschied winkenden Hilde hatte sich in Freds Kopf photographisch festgesetzt. Auf dem Rückflug über den Luftkorridor Richtung Hannover und dann auf Bizonen-Gebiet Richtung Hamburg kam es ihm immer wieder vor die geistigen Augen. "Fliegen Sie vorsichtig und bleiben Sie gesund', hatte sie ihm mit auf den Weg gegeben. Er versprach, stumm in sich hinein murmelnd, genau dies zu tun.
Als Fred und seine Crew am nächsten Morgen ihre Sunderland übernahmen, war diese bereits mit weiteren zehn Tonnen Salz, Hefe und einigen Chemikalien beladen. In den ersten Wochen würden die Flugboote nur bei Tageslicht auf der Havel landen können, bis dort im Wasser entsprechende Leuchten installiert waren. Ansonsten wäre die Verwechslungsgefahr mit dem nahe gelegenen Landflughafen in Gatow insbesondere bei zusätzlich schlechten Sichtverhältnissen in der Nacht zu groß gewesen. Auch musste die Radarleitführung für die Flugboote auf dem Wasser etabliert werden, im Moment landeten die riesigen Maschinen im Sichtflug, was den erfahrenen Piloten bei Tageslicht keine Probleme bereitete.
"Ob es heute wieder so freundlich servierten Kaffee ...