1. Krieg und Liebe: Die Berliner Luftbrücke


    Datum: 19.06.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... der Luftbrücke, dass die Flugcrews während des Entladevorgangs ihr Flugzeug nicht verlassen durften, um keine Verzögerungen beim Rückstart zu provozieren, galt auch für die Flugboote.
    
    Anfang September, nach fast vier Wochen ununterbrochenen Einsatzes, nur unterbrochen durch einen Tag Wartungsarbeiten in Finkenwerder, erging mit dem morgendlichen Pilotenbriefing eine Wetterwarnung: "Im Laufe des mittags und nachmittags ist über Berlin mit schweren Gewittern mit plötzlichen Sturmböen zu rechnen."
    
    Fred und Harry, die durch ihre lange Einsatzzeit in Asien viel Erfahrung mit Gewittern hatten, zuckten mit ihren Schultern. "Wird halt ein wenig ruckeln", kommentierten die beiden Piloten die Wetterwarnung. Die Prognose war korrekt, beim Landeanflug am späten Vormittag standen am Himmel bereits die Wolkentürme, die die Gewitterthermik anzeigten. Und im Anflug auf die Havel gab es einige heftige Turbulenzen, die Freds Sunderland mit kräftigen Fontänen regelrecht auf dem Wasser aufklatschen ließ. Die erste Schute kämpfte sich bereits vollgeladen gegen den auffrischenden Wind und den zunehmenden Wellengang zum Ufer. Mit der zweiten Schute kam tatsächlich Hilde mit ihrem Picknickkorb an Bord, um 'ihre Lieblingscrew', wie sie mittlerweile Fred und seine drei Besatzungsmitglieder bezeichnete, zu versorgen. Kaum war sie an Bord gegangen, als Fred durchs Cockpit und dann durch die Ladetür in Richtung Westen die schwarze Wetterfront sah, die sich mit Blitz und Donner schnell der Havel ...
    ... näherte. Er befahl den Abbruch der Entladearbeiten und die schnellstmögliche Rückkehr der erst halb beladenen Schute zum Ufer.
    
    "Luken schließen", lautete sein Kommando. "Alle Mann auf Posten." Als er vom Cockpit nach hinten sah, stand dort immer noch Hilde mit ihrem Korb. "Was machen Sie denn noch hier?"
    
    "Ich habe die Schute verpasst. Als ich runter kam, war die Ladetür schon geschlossen und die Schute weg."
    
    "Gut. Suchen Sie sich unten einen sicheren Platz und setzen sie sich hin. Es wird gleich etwas ungemütlich, befürchte ich."
    
    Hilde folgte seiner Anweisung während Fred und Harry die Motoren starteten, um die Sunderland mit der Nase gegen die Gewitterfront zu drehen.
    
    "Jetzt reiten wir die Gewitterfront auf dem Wasser ab", grinste Harry seinen Flugkapitän an. "Habe ich auch schon lange nicht mehr gemacht."
    
    Dann wurde es zur Mittagsstunde pechschwarz über der Havel. Blitze zuckten, zwei schlugen in vergleichbar kurzer Entfernung auf der Havel ein. Man konnte regelrecht sehen, wie sie noch einige Meter über der Wasseroberfläche weiterzuckten, bevor ein ohrenbetäubender Donner durch das Innere des Flugbootes schallte. Fred registrierte, dass die beiden anderen Sunderlands, die vor und nach ihm gelandet waren, ein ähnliches Manöver wie er selbst durchführten. Auf diese Weise vermieden sie, von den Böen von ihren Ankerplätzen gerissen zu werden und dann ohne Steuerung auf die andere Uferseite getrieben zu werden.
    
    Zwanzig Minuten später war der Gewitterspuk ...
«12...678...25»