Das Bordell der Résistance
Datum: 04.07.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... dass er in der ruhigen und ungestörten Atmosphäre des leeren Restaurants und des leeren Salons sein Herz öffnete und ganz offen, wie gegenüber einer Freundin oder Verlobten, über seine Alltags- und Zukunftssorgen redete. So wusste Monique bereits im Oktober, dass die Hauptaufgabe der neuen 12. U-Boot-Flottille die Versorgung der kämpfenden U-Boote auf hoher See mittels der neu in Bordeaux stationierten Groß-U-Boote werden sollte, im internen Sprachgebrauch als 'Milchkühe' bezeichnet. Zweite Hauptaufgabe war der Service von Langstrecken-U-Booten für den asiatischen Raum und die Auslegung von Minen in entfernten Hafenzufahrten..
"Unsere Marine eröffnet in Penang einen eigenen U-Boot-Hafen, der eng mit Japan zusammenarbeiten wird", erzählte Harald relativ sorglos. "Du kannst Dir gar nicht vorstellen, was für Versorgungsmengen wir für diese Langstrecken-U-Boote bereit stellen müssen; ist ein Vielfaches von einem normalen Atlantik-U-Boot."
Monique hörte sehr aufmerksam zu. "Heißt das, dass diese Boote nur einmal in Bordeaux ausgerüstet werden und dann nicht wieder zurückkommen?"
"Ja und nein. Die Milchkühe sollen raus gehen, Diesel, Munition, Proviant und so weiter an diverse U-Boote abgeben. Und kommen dann zurück, um neu zu laden. Bei den Langstreckenboote weiß ich das nicht so genau. Das werden wir sehen."
"Darum stehen da jetzt nicht nur die direkt befahrbaren U-Boot-Bunker, sondern auch diese komisch aussehenden Hochbunker?"
"Ja, das sind die Vorratsläger für ...
... Treibstoff, Munition und so weiter. Stell Dir vor, da fällt eine Bombe auf ungesicherte Vorräte."
"Das gäbe ein stattliches Feuerwerk."
"Und wie. Freundlicherweise haben uns die Engländer und Amerikaner mit Angriffen auf Bordeaux und den Hafen verschont." Harald zuckte wieder mit seinen Schultern. "Vielleicht sind wir einfach zu weit weg. Jedenfalls haben die Küstenwache und die Flak hier bisher fast nichts zu tun. Anders als in der Bretagne."
Harald war hörbar stolz auf die geleistete Arbeit. Monique wusste von Jean-Jacques, dass er ziemlich genau die Wahrheit erzählt. Nach Fertigstellung waren die neuen Hafenbauten absolut sicher gegen jedwede alliierte Attacke.
Trotzdem änderte sich in den Monaten vor und nach dem Jahreswechsel 1942/43 die Stimmungslage sowohl auf der deutschen als auch der französischen Seite spürbar.
"Die Deutschen sind nicht unbesiegbar", philosophierte Jean-Jacques spätabends in seiner Wohngemeinschaft. "Die Amerikaner sind in Nordafrika gelandet. Und die deutschen Wüstendivisionen sind in Ägypten zurückgeschlagen worden."
"Meine kommunistischen Freunde im Untergrund berichten von fürchterlich heftigen Kämpfen in Russland, insbesondere in und um die Stadt Stalingrad. Die sind ganz aufgeregt, dass die Deutschen dort zum ersten Mal eine große Niederlage erleiden werden."
"Ich spüre diese Entwicklung jeden Tag auf der Baustelle", fügte Jean-Jacques hinzu. Insbesondere die SS-Männer, die unsere Zwangsarbeiter bewachen, sind deutlich ...