1. Das Bordell der Résistance


    Datum: 04.07.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... nervöser und aggressiver geworden."
    
    "Auch Dir gegenüber?"
    
    "Und wie. Ich muss mich mittlerweile sehr zurückhalten. Mit allem, was ich sage und tue. Aber weggucken kann ich auch nicht. Die Rotspanier und die anderen Arbeiter sind doch auch Menschen."
    
    Jean-Jacques führte seinen Kleinkrieg mit den SS-Männern auf der Baustelle und dem Lager für Zwangsarbeiter weiter. Er war sich aber im Klaren, dass er zum Ende der Bauarbeiten als der wichtigste Know-How-Träger der neuen Hafenanlagen aufs höchste gefährdet war, wenn ihn die deutschen Militär- und Polizeiverwaltung als 'nicht mehr wichtig' einstufen sollte.
    
    Mit der von einer vier Monate andauernden Feindfahrt am 10. Januar 1943 in Bordeaux einlaufenden U178 wurde der neue U-Boot-Hafen offiziell eröffnet, auch wenn noch rund zwei Monate bis zu seiner endgültigen Fertigstellung gearbeitet werden musste. Das U-Boot hatte auf der Fahrt im Südatlantik und im Indischen Ozean sechs Frachtschiffe versenkt, aber Kommandant Ibbeken hatte seiner Mannschaft, mit der er während der ganzen Fahrt auf keinem guten Fuß gestanden hatte, sofortigen Heimaturlaub genehmigt. Nur er selbst kam mit Offizierskameraden und dem unverzichtbaren Korvettenkapitän Aldenhoff als 'Gastgeber' ins Le Mirage. Ibbeken war im Gegensatz zu den an Land stationierten Offizieren müde und nachdenklich. Er genoss das Abendessen und kam nicht umhin, von einigen besonderen Ereignissen der Fahrt zu berichten, aber er blieb trotz der Hurrastimmung seiner Gastgeber ...
    ... zurückhaltend und verschlossen. Entsprechend lehnte er die Einladung in den Salon dankend ab und verschwand nach einem abschließenden Cognac in Richtung seines Nachtquartiers.
    
    Monique hatte die Szenerie am feiernden Offizierstisch aus der Distanz beobachtet, als sie ins Restaurant heruntergekommen war. Schon einige Monate zuvor hatte sie beobachten können, dass die U-Bootfahrer nach ihrer Rückkehr in zwei Typen auseinander fielen: die nachdenklichen, fast melancholischen auf der einen Seite und die aufgeputschten Helden auf der anderen Seite. Letztere Kategorie war ihr eigentlich zuwider; leider waren es dann genau die Typen, die im Schlepptau der Landoffiziere den Weg in ihren Salon fanden.
    
    Sechs Wochen später konnte sie eine noch schärfe mentale Trennungslinie unter den U-Bootoffizieren identifizieren: U178 hatte mit Korvettenkapitän Wilhelm Dommes einen kampferprobten neuen Kommandanten bekommen, dessen Offiziersmannschaft sich aus bisherigen Besatzungsmitgliedern als auch zwei Neulingen zusammensetzte. Monique wusste bereits von Leutnant Kihls unvorsichtiger Plauderei, dass U178 anscheinend eine besondere Mission hatte, denn Harald hatte ihr gegenüber darüber gestöhnt, was für gigantische Vorratsmengen er zur Ausrüstung dieses Bootes beschaffen musste.
    
    Da Bernhard Aldenhoff wie jedes Mal 'seine' Francoise in Beschlag genommen hatte, hatten Monique und Marie von ihm die beiden jungen Offiziere zur Betreuung zugeteilt bekommen, was ihnen durchaus recht war. Als ...
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