1. Das Bordell der Résistance


    Datum: 04.07.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... wachsenden Zahl deutscher Marine- und Verwaltungsoffiziere, wohingegen die ersten SS- und Polizeioffiziere andere Restaurants und Lokalitäten bevorzugten. Die französische Bevölkerung und insbesondere die Beschäftigten in der Gastronomie merkten sehr schnell, dass es zwischen diesen beiden deutschen Besatzungslagern deutliche und spürbare Unterschiede gab,
    
    Marie als Lehrerin und ihre vier erwachsenen Schülerinnen lernten nun täglich eineinhalb Stunden vor 'Schichtbeginn' die Sprache ihre Besatzer und Gäste, wobei Marie den Schwerpunkt auf Sprechen und Hören legte. Keine von den Frauen sah irgendeine Notwendigkeit darin, sich auch noch in deutscher Schriftsprache zu versuchen, insbesondere weil die von ihren Besatzern bevorzugte Sütterlin-Schrift für Franzosen genauso fremd wirkte wie kyrillisch.
    
    "Wir wollen uns unterhalten können", hatte Monique die Lernrichtung vorgegeben.
    
    "Und dann gut zuhören könne, was denn unsere Gäste im Liebes- und Alkoholrausch zu erzählen haben", grinste Francoise dazu. "Sind bestimmt manchmal spannende Geschichten dabei. Männer sind halt gern kleine Angeber und lieben es, bewundert zu werden."
    
    War bis dahin das Le Mirage Rouge nur durch einen einzelnen, persönlichen Kontakt seitens Francoise, der seine Wurzeln in einer gemeinsamen Vergangenheit im spanischen Bürgerkrieg hatte, in Berührung mit dem bis dahin schwachen französischen Widerstand gekommen, änderte sich die politische Landschaft bereits Ende Juni. Adolf Hitler hatte am 22. ...
    ... Juni seiner Wehrmacht den Angriff auf die kommunistische Sowjetunion befohlen; damit gaben auch in Frankreich alle Kommunisten und Sozialisten, die sich aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes bis dahin in Lethargie und weitestgehend devoter Unterwerfung für fast ein Jahr dem Besatzungsschicksal gefügt hatte, ihre Zurückhaltung auf. Selbstverständlich hatte sich die deutsche Militärverwaltung in erstaunlich enger Kollaboration mit den französischen Behörden und der Polizei in dem einen Jahr so gut etabliert, dass jede Form von offener Auflehnung oder gewerkschaftlicher Mobilisierung sofort hart unterdrückt wurde, aber im Untergrund fanden sich neue Gruppen zusammen, die mehr oder weniger durch den Wunsch geeint waren, etwas für ihr Land zu tun.
    
    In Bordeaux hatte fast zeitgleich ein zweites Ereignis erhebliche Auswirkungen auf das Leben in der vom Krieg bis dahin unzerstörten Stadt: die deutsche Kriegsmarine begann, massiv unterstützt von der Militärverwaltung als auch von der Reichsarbeitsorganisation Todt mit gewaltigen Baumaßnahmen zur Errichtung einer gigantischen Bunkeranlage für die hier stationierten U-Boote, die neben einer Werft und Docks für Wartung und Reparatur auch gewaltige Depot- und Lagervorrichtungen enthalten sollten. Berichte und Beschreibungen aus Lorient und Brest, wo derartige Großbunkeranlagen für die deutschen U-Boote bereits der Fertigstellung entgegengingen, nährten die wildesten Gerüchte und Spekulationen über die deutschen Planungen in Bordeaux.
    
    "Ich ...
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