1. Krieg und Liebe - Atlantikwetter


    Datum: 30.07.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... das Zuhause der Familie Safrane erreicht. "Willkommen in unserem männerfreien Zuhause", begrüßte die Familienmutter mit hörbar sarkastischem Unterton ihre beiden Gäste, als sie das Haus betraten.
    
    Neugierig und wissbegierig, wie er war, vielleicht auch ein wenig taktlos, kam Thomas Langlois während des Tischgesprächs nach dem Hauptgang auf Geraldines Begrüßung zurück. "Ihr habt das schon zweimal erwähnt und auch Madeleine machte entsprechende Andeutungen, wenn sie ihrer Leuchtturmarbeit nachging. Warum ist eine Familie von so schönen Frauen ein männerloser Haushalt?"
    
    Geraldine atmete zweimal hörbar tief durch und seufzte deutlich. "1940 war für unsere Familie ein schreckliches Jahr, meine Herren." Sie schaute wechselweise Thomas und Georg an. "Wenn man in einem Fischerort mit seegehenden Kuttern lebt, ist der nasse Tod immer gegenwärtig. 1926 haben wir in einem weit nach Norden ziehenden Hurrikan zwei Kutter aus Miquelon verloren; sind mit Mann und Maus untergegangen. Mein Claude war auf dem dritten Kutter, dem einzigen Boot, das den Rückweg aus Maine geschafft hatte. Er hat später erzählt, dass er nie in seinem Leben einen solche Wellengang erlebt hätte. Seit der Fahrt ist er nie wieder zur See gefahren. Er hat sich dann nur noch um unsere Destillerie und um den Leuchtturm gekümmert. Claude ist vor Weihnachten nach kurzer Krankheit gestorben, gerade mal 48 Jahre alt. Er hat irgendwie den Tod von Georges und Pierre nicht verkraftet."
    
    In Thomas und Georgs Gesicht ...
    ... waren deutliche Fragezeichen zu sehen, so dass Madeleine die entstandene Pause zur Erläuterung nutzte. "Georges war mein jüngerer Bruder und Pierre mein Ehemann. Wir haben zwei Wochen vor Kriegsbeginn geheiratet. Die beiden haben ihren Kriegsdienst in der französischen Marine abgeleistet. Auf dem Schlachtschiff 'Bretagne', dass die Engländer bei ihrem Angriff auf die französische Flotte am 3. Juli so frevelhaft versenkt haben. Dabei sind unsere beiden Jungs ums Leben gekommen. Zusammen mit über tausend anderen jungen Männern." Madeleine klang bitter und zugleich zornig.
    
    "Ist wie die ganze Geschichte dieser französischen Inseln und ihren englisch-kanadischen Nachbarn", klang Geraldine noch grimmiger. "Nie haben uns diese Imperialisten in Ruhe gelassen. Sie haben unsere Fischgründe geplündert, zwischenzeitlich immer wieder besetzt und gegängelt. Und unseren Alkoholhandel haben sie auch versucht, zu torpedieren. Weil sie das Geschäft für sich allein haben wollten. Den Konflikt haben dann unsere amerikanischen Abnehmer beendet, als sie den Engländern klar gemacht haben, dass sie darauf bestehen würden, von beiden Seiten beliefert zu werden. Der Grund war einfach: sie befürchteten, dass die amerikanische Regierung mächtig genug wäre, Kanada ebenfalls in die Prohibition zu zwingen. Sind halt Abstinenzler und Puritaner auf beiden Seiten der Grenze."
    
    Die Atmosphäre bei Tisch an diesem Ostersonntag war spürbar aggressiv geworden. Der Tod der drei männlichen Familienmitglieder hatte ...
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