1. Merlins Kinder 07 Drachenjagd 1


    Datum: 25.08.2024, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... musterten uns wortlos. Ich nickte ihnen zu. "Buenas tardes."
    
    Sie würdigten uns keiner hörbaren Antwort.
    
    An einer Seite war ein langer Tresen aufgebaut, hinter dem eine Frau Getränke einschenkte, die wohl in den Dreißigern war. Gutaussehend, braune Haut, lange schwarze Haare. Sie blickte auf und mir direkt in die Augen. Hu? Vermutlich sollte ich meine Altersschätzung nach oben korrigieren. Ihre Augen erweckten den Eindruck, als ob sie schon viel im Leben gesehen hätten. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass diese Frau eine Hexe oder ein magisches Wesen war. Nur -- älter als sie aussah.
    
    Sie nickte uns mit professioneller Freundlichkeit zu. "Setzt euch irgendwohin", sagte sie. "Getränke gibt es hier an der Theke."
    
    "Ein Bier?", fragte Leon mich.
    
    "Lieber einen Rotwein und Wasser."
    
    Ich setzte mich und Leon machte sich auf zum Tresen.
    
    Nach einiger Zeit kam er zurück, zwei Karaffen und zwei Gläser auf einem Tablett balancierend. "Es gibt Fisch vom Grill", sagte er. "Dazu Salat und etwas, das 'runzelige Väter' heißt."
    
    Ich lachte auf. "Da hat wohl dein Translator versagt. Sie hat bestimmt'papas arrugadas' gesagt. Das sind kleine Kartoffeln. In Salzwasser gekocht."
    
    "Woher weißt du denn das?"
    
    "Ich war mit meiner Familie vor ein paar Jahren im Urlaub auf Teneriffa. Dazu gibt es normalerweise'mojo rojo' also rote Soße und'mojo verde', das Gleiche in Grün."
    
    "Aha. Nun..." Er blickte an mir vorbei und seine Augen wurden groß.
    
    Ich drehte mich um. Ein ...
    ... hochgewachsener Schwarzer kam mit einem Tablett an, offensichtlich unsere Essen. Er stockte plötzlich, starrte über mich hinweg in Richtung Leon und begann zu zittern. "Leon?"
    
    "Jabari!", rief der und warf im Aufspringen seinen Stuhl um.
    
    Ich konnte dem anderen gerade noch das Tablett aus den Händen nehmen, bevor die beiden sich in die Arme fielen. Offensichtlich kannten sie sich.
    
    "Patrizia", rief Leon. "Das ist Jabari. Wir waren zusammen in der Schule. Zu Hause. Im Kongo."
    
    Nun ja, den letzten Teil hätte ich mir fast gedacht. Ich stand auf und streckte die Hand aus. "Ich bin Patrizia. Freut mich --"
    
    "Jabari", rief die Chefin von hinten. "Der Fisch --"
    
    "Oh, ja", keuchte er. Er blickte Leon bedauernd an. "Ich muss --"
    
    "Kein Problem", sagte der. "Mach deine Arbeit. Ich laufe nicht weg." Er ließ seinen Freund los, und der rannte zurück in die Küche.
    
    "Ich hätte nie gedacht", sagte Leon kopfschüttelnd, "jemals wieder jemanden aus meiner Gegend zu treffen."
    
    Die Demokratische Republik Kongo war von einer Beulenpest-Epidemie heimgesucht worden, kurz nachdem Leon vor nunmehr zweieinhalb Jahren seine Heimat verlassen hatte. Seine Mutter war tot; das ganze Dorf, in dem er aufgewachsen war, niedergebrannt, zusammen mit den meisten Dörfern und kleinen Städten in der Gegend.
    
    Jabari war wohl einer derjenigen, die sich nicht angesteckt hatten und in eines der Nachbarländer hatte flüchten können. Ich schätzte mal, Richtung Westen und dann von der Westküste Afrikas mit ...
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