1. Die Hohepriesterin


    Datum: 14.10.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bygramaneri

    1. der tempel brennt
    
    es begann wie ein albtraum. sie kamen im morgengrauen. niemand hatte einen angriff vermutet. wir wussten, unser herrscher hatte einen waffenstillstand ausgehandelt.
    
    wir sind nun schon seit monaten belagert, sie, die barbaren, die "tiere aus dem norden", wie alle sie nannten, stimmten der waffenruhe zu, garantierten sogar die sicherheit des tempels. warteten auf die unvermeidliche kapitulation unseres herrschers.
    
    die einzge chance, das überleben unseres volkes zu sichern. aber unser herrscher brach sein wort, griff das lager der barbaren an. wurde vernichtend geschlagen.
    
    nun werden wir ihren zorn, ihre rache zu spüren bekommen. wen sie nicht töten, den versklaven sie. das erzählt man sich von ihnen seit generationen.
    
    ich laufe schon seit stunden hier im wald. wenn ich mich umdrehe, kann ich die rauchsäulen sehen. dort wo einst der tempel stand. mein tempel. meine heimat, meine bestimmung seit kindheit an.
    
    gegen meinen willen haben sich meine priesterinnen geopfert. um die angreifer abzulenken. um mich aus dem tempel entkommen zu lassen. sie alle haben es beschlossen. die weisen männer versammeln sich am geheimen ort. zu unseren verbündeten sind boten gesendet. die überlebenden sollen nicht aufgeben.
    
    dazu ist es wichtig, dass ich überlebe. unversehrt. sie brauchen ihre religion. besonders jetzt, da der herrscher tot ist. und dazu brauchen sie mich. ihre hohepriesterin. szenen der vergangenen stunden tauchen vor meinen augen auf. der ...
    ... angriff, sie stürmen den tempel. schreie, schwerter, blut, überall. sie sehen so furchterregend aus. nichts vergleichbares habe ich je zuvor gesehen.
    
    unsere tempelwächter, ja, sogar die einfachen soldaten unserer armee mit ihren glänzenden brustpanzern sehen gegen sie wie edle bürger aus. die barbaren sind so anders. fell und leder, wildes langes haar, die gesichter bärtig und mit kriegsbemalung. sie schreien in einer sprache die ich nicht verstehe. einer ist unter ihnen, er scheint noch wilder, noch ungezähmter als die anderen zu sein.
    
    gross, stark. langes dunkelblondes haar, an der seite zu zöpfen geflochten. ich kann sein gesicht nicht genau sehen, auch er ist bärtig, blaue und schwarze farbe im gesicht. er ist etwas anders gekleidet, gibt die befehle.
    
    sie scheinen etwas zu suchen. jede meiner priesterinnen, sogar die dienerinnen packen sie am arm. reissen ihnen die kleider von den schultern. sie wissen es genau. ER weiss genau wonach zu suchen ist. sie suchen nach mir. nur auf meiner schulter werden sie das heilige mal finden. danach geht alles sehr schnell. wir laufen im meine gemächer. lea, meine dienerin bringt mich zum geheimen gang. sie trägt eines meiner kleider. die barbaren versuchen die tür aufzubrechen.
    
    wir umarmen uns noch einmal. leb wohl, meine freundin. meine retterin. ich klettere die schmale treppe hinunter, sie betätigt den mechanismus, der den fluchtweg verbergen wird. dann gibt die schwere tür nach. sie stürmen herein. ich kann nicht anders als ...
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