1. Die Hohepriesterin


    Datum: 14.10.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bygramaneri

    ... gesicht. er drückt meine wangen, meine kiefer mit einem festen griff zusammen, sodass ich automatisch den mund öffnen muss.
    
    er zieht mich ganz nah zu sich. ich spüre seinen atem. dann spuckt er mir in den mund und wirft mich mit einem kräftigen stoss richtung ufer. der schock lässt mich regungslos liegen bleiben. er will mich nicht töten. ich kann nicht fassen, was jetzt geschieht. er steht über mir. alles dreht sich und ich friere. ich habe angst vor ihm. jetzt noch mehr als vorher. denn er wird mir kein schnelles ende gönnen. soviel ist sicher.
    
    ich spüre einen heissen strahl auf meinem gesicht. instinktiv drehe ich mich weg. doch ich spüre den strahl auf meinem körper. er uriniert auf mich. stellt einen fuss auf meine brust, so dass ich mich nicht weiter wegdrehen kann. er sieht mich an.
    
    "du gehörst mir, hast du das jetzt verstanden?"
    
    3. am fluss
    
    ich drehe mich zur seite, krümme mich zusammen, vor wut, scham, vor schmerz und vor verzweiflung. ich brauche eine überlebensstrategie. was immer kommen mag, ich werde sein feind sein und er meiner.
    
    so liege ich am flussufer. und irgendwo, fast einen tagesmarsch hinter mir, liegt meine welt in trümmern. und eine zukunft vor mir, so ungewiss, dass ich meine toten freunde nun um ihren schlaf beneide.
    
    er weiss, dass ich jetzt keine kraft für eine flucht habe, und er lässt mich einfach liegen. geht wieder ein paar schritte ins wasser und fängt fische. nach einiger zeit kommt er zurück, wirft die fische neben ...
    ... mich.
    
    "steh auf, wir queren den fluss"
    
    ich stehe auf. gehe ein paar schritte. hoffe, das wasser kann alles wegwaschen. den schmutz, das blut, seinen geruch. er hat mich markiert, wie ein tier sein revier markiert, er ist wie ein tier, - nein, nicht wie - er IST ein tier. ein gefährliches.
    
    er dreht sich um. wieder ein schlag in mein gesicht. ich falle zu boden. er deutet auf die fische. ich krieche zurück und hebe sie auf. trage sie. ich habe es noch nicht verstanden. mein neues leben. ich bin jetzt eine sklavin. seine sklavin.
    
    wir queren den fluss an der schmalsten stelle. ein seil ist gespannt. wenn er oder seine männer das waren, dann kennt er die höhle bestimmt auch. weiss er auch vom versammlungsplatz? ich muss vorsichtig sein.
    
    mit einem arm fasst er mich um die taillie und mit dem anderen hält er sich am seil fest. so bringt er uns an das andere ufer. hätte er mich nicht so fest gehalten, ich hätte mich vom fluss forttragen lassen. und er scheint das zu wissen.
    
    drüben angelangt, schaffe ich es fast nicht mehr die uferböschung hinaufzuklettern. meine sandalen habe ich längst verloren. meine kleider sind zerrissen und der umhang ist vollgesogen und tonnenschwer. doch ich trage die fische noch immer.
    
    er geht voraus und als ich wieder abrutsche streckt er mir den arm entgegen. ich zucke erst zusammen, dann sehe ich ihn an und spucke vor seine füsse. die göttin möge es mir verzeihen. aber ich kann in diesem moment nicht anders. ich spucke nicht auf mutter erde, ...
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