Die Hohepriesterin
Datum: 14.10.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: bygramaneri
... pflicht.
sie kleiden mich an. woher sie eines meiner priesterinnengewänder haben, vermag ich nicht zu sagen. er betritt den raum, wirft einen lederbeutel auf den tisch. ich hebe ihn auf. es ist mein schmuck darin. alles was ich auf der flucht am fusse der eiche vergraben habe.
er sieht mich an und ich kann seinen blick nicht deuten. er trägt meine haarnadel an seinem umhang. ich fürchte ihn. und da ist noch etwas anders. etwas das mich verwirrt. seine schönheit, das wilde, unberechenbare in ihm. das gebieterische, die kraft und seine stärke. und noch etwas anderes.
ich erinnere mich an den fiebertraum. auch wenn es nur ein traumblid war. ich habe da noch etwas gespürt. zum ersten mal ein brennen in mir. ein verlangen nach etwas unbekanntem.
er reitet zum grossen platz vor den ruinen des tempels. ich folge ihm zu fuss. meine hände sind gefesselt, das seil an seinem sattel festgemacht. seine krieger schreien und johlen. die wenigen überlebenden stadtbewohner stehen stumm da. gebrochen. besiegt.
ich sehe sie im vorbeigehen an. sie senken die blicke. ich rufe ihnen zu, sie sollen sich niemals dem feind unterwerfen. kaum habe ich das ausgesprochen, ein starker ruck an meinem seil, ich stürze zu boden. er bleibt nicht stehen. reitet weiter.
er schleift mich mit, ich verusche auf die beine zu kommen, stolpere, falle wieder, schliesslich gelingt es mir wieder hinter ihm herzulaufen. meine ellbogen und knie bluten. der staub in meinem gesicht, ein seltsamer ...
... kontrast zu dem kostbaren schmuck und den gewändern, die ich trage.
wir kommen am ehemaligen hauptplatz der stadt an. ein kreis aus barbaren-kriegern umringt den schwarzen opferstein. ich kann nur wenige menschen aus meinem eigenen volk sehen. er steigt vom pferd, das seil in der hand. sie öffnen den kreis, bilden ein spalier, ihre lanzen zueinander gerichtet.
sie schreien und gröhlen, jubeln ihrem fürsten zu. ihm, seinem sieg und der beute, die er hinter sich herzieht und hier zur schau stellen wird um den besiegten endgültig den letzten vernichtenden schlag zu versetzten. er wird ihre religion zerstören.
er wird seine macht demonstrieren, unmissverständlich für alle besiegten hier in der stadt und für alle künftigen gegner. alle werden wissen, dass man mit ihm, dem barbarenfürsten, nicht verhandeln kann. und ihn zu hintergehen bedeutet, sein eigenes todesurteil zu unterschreiben.
ich gehe hinter ihm her. einige der krieger versuchen mich an den kleidern, an den haaren zu packen. er dreht sich nur ein einziges mal um. sein blick bringt die männer zum schweigen. niemand versucht mehr mich zu berühren, sie stehen still, bis wir vorne am altar angekommen sind.
er steigt die treppen hoch, dreht sich zu seinen männern. ich stehe neben ihm, zerschunden, gefesselt, gedemütigt. und immer noch am leben. ich wünschte ich hätte meinen dolch. er sieht mich an. was wird er tun? "so wie ich diese stadt unterworfen habe, so werde ich nun die religion dieses volkes mir unterwerfen. ...