1. Yves Wünsche


    Datum: 11.11.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byDorisAnbetracht

    Der schmachtende Blick aus ihren Augen zu dem Typ auf der anderen Seite des Tresens entfachte einen Stich in seiner Brust. Was fanden die Frauen nur alle an diesem Kerl? Sein Aussehen war eher gewöhnlich, zwar perfekt gestylt, aber nichtssagend. Sein Lächeln gekünstelt, die Klamotten ein bisschen zu overdressed für einen Barkeeper. Dennoch, die Augen hingen an seinen Händen, glitten hinauf zu seinem Gesicht und die Zunge leckte über diese wunderbaren roten Lippen, sodass sie feucht glänzten. Fabian ließ dieser Anblick nicht kalt. Sein Herz pochte trotz der lauten Musik in den Ohren, die Lenden füllten sich mit Blut. Der eiskalte Schauer, der anschließend den Rücken entlanglief, ließ den jungen Mann kurz zusammenzucken.
    
    Der Barkeeper drehte sich zu ihr um. Das Strahlen, das ihr Gesicht erhellte, war schön anzusehen, gelte es doch nur ihm, Fabian und nicht Noah. Die böse Stimme in seinem Kopf sagte ‚Du wirst nie ein Frauenschwarm wie Noah, vergiss es, du Lusche.' Aber da existierte ein Flüstern, ganz leise und optimistisch, ‚Du musst kein Casanova werden, du wirst ein glücklicher Mann mit einer glücklichen Frau.'
    
    ‚Juchu, er hat mich angesehen', jubelte Yve still und heimlich. ‚Ob er mich wahrnehmen wird? Ein Date mit ihm wäre ein Traum.' Heißes Blut schoss in ihre Wangen, unruhig rutschte ihr Po über den Barhocker, das Kribbeln in ihrem Schoß verstärkte sich. Mit beschleunigtem Atem starrte sie in seine wunderbar hellblauen Augen. ‚Bitte, lass es wahr werden. Drei ...
    ... Wünsche habe ich frei, er soll einer davon sein.'
    
    Drei Sternschnuppen, drei Wünsche, wie es der Aberglaube sagte. Bisher hatte es immer funktioniert, da die Wünsche realisierbar waren und Yve fest genug daran geglaubt hatte. Noah war schon länger ihr Schwarm. Jedes Mal an dieser Bar in der Disco saß sie mindestens eine Stunde auf einem Hocker und sah seinen geschickten Händen beim Mixen der Cocktails zu. Seine Blicke streiften sie nur, blieben an anderen jungen Frauen hängen, mit denen er im Laufe des Abends oder der Nacht ein Gespräch begann. Wie oft hatte sie ihn bis zum Schluss von einem anderen Ort aus beobachtet. Das Leuchten in den Augen der Frauen gesehen, wenn er sie mit zum Ausgang nahm. Oder auch einmal kurz mit ihnen verschwand. Yve dachte bei sich, sie könne ihn zähmen, ihm beibringen, was wahre Liebe ist. Das Leben glücklich bis zum Ende verbringen.
    
    »Hey, hübsche Frau«, sprach er sie an. »Welchen Cocktail darf ich dir kreieren?«
    
    Yves Herzschlag setzte einen Moment lang aus, bevor er in rasendem Galopp die Röte in die Wangen trieb. Er hatte sie tatsächlich angesprochen. Und das Augenzwinkern, hach, das ließ sie hoffen.
    
    »Einen ... einen ...«, stotterte sie los.
    
    »Ach, lass mal. Für so eine hübsche junge Frau entwerfe ich einen neuen Cocktail.«
    
    Die flinken Finger nahmen Flaschen, Eiswürfel, andere Zutaten und mixten sie fantasievoll zusammen, sodass im Glas anschließend ein Regenbogen zu sehen war. Also nicht im Bogen, aber in den Farben. Yve schwebte auf ...
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