1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... ihm mittlerweile vertraute.
    
    Sein Blick war erst ein wenig verständnislos, er antworte dann jedoch gefasst.
    
    „Ich kann mir nichts vorstellen, was ich dir nicht mehr erzählen würde. Meinst du nicht auch, dass wir über das Stadium hinaus gekommen sind, indem wir noch fragen müssen, ob wir etwas fragen dürfen?"
    
    „Nein, vielleicht nicht. Es gibt Fragen, die spricht man nicht aus, egal wie sehr sie einen interessieren. Nicht weil sie gegen Normen verstoßen, sondern weil ein paar wenige Worte manchmal eben auch mehr verletzen können als hunderte von Dolchen."
    
    „Du hast mir bereits mehr gegeben, als man mir jemals nehmen könnte. Ich werde dir antworten, egal was du fragst, einfach weil ich dir vertraue. Mehr als jedem anderen, du bist mein einziger Halt in dieser Welt. Worum geht es?"
    
    Sie biss sich leicht auf die Zunge, es gab eigentlich gleich mehrere Fragen, die sie brennend interessierten. Als erstes war jedoch eine, die ihr stets noch ein wenig Unsicherheit gelassen hatte, ein Ereignis, welches sie einfach nicht vergessen konnte.
    
    „Als ich dich weggeschickt habe, heute Morgen...", begann sie, angestrengt nach passenden Worten suchend, doch es gab keine.
    
    „Ich habe gehört, was du gesagt hast. Du hast nicht mich gemeint, oder?"
    
    Für einen kurzen Moment blickte er sie verständnislos an, dann trat jedoch blitzartig ein schmerverzerrter Ausdruck in seine Augen, den er allerdings sofort wieder verschwinden ließ. Sie hatte gewusst, dass sie ihn verletzen würde, warum ...
    ... hatte sie nicht einfach schweigen können?
    
    „Ich liebe dich", hatte er geflüstert, was machte sie so sicher, dass er nicht sie gemeint hatte, wie sie behauptete hatte?
    
    Sie wollte zu einer Entschuldigung ansetzen, er hielt sie jedoch mit einem kurzen Kopfschütteln davon ab. Also wartete sie geduldig, wartete auf seine Reaktion. Mit jeder Sekunde bereute sie ihre Frage mehr, doch sie blieb stumm.
    
    „Es gibt Momente, Gedanken, Erinnerungen, die man am liebsten für immer begraben wissen möchte, zugeschüttet mit Erde und von einem tonnenschweren Steinquader bedeckt. Doch manche davon sind so unauslöschlich, dass sie sich immer wieder erheben, wie eine Seuche, über die eigenen Gedanken herfallen und sie verzehren.
    
    Sie hinterlassen eine verfallene Ruinenlandschaft, zwingen dich aber damit weiterzuleben, zwingen dich dir deine eigene Ruine detailgetreu anzusehen, zwingen dich zur Erinnerung, wie es einmal war, nur um dir klar zu machen, dass alles bereits für alle Zeiten zerfallen ist, unwiederbringlich verloren.
    
    Du hast ein Recht darauf, es zu erfahren, du bist alles, was ich im Moment noch habe, auch wenn du das erst vor kurzem wieder zugeschüttete Grab erneut aufgebrochen hast. Du hast mich gefragt, wo ich herkomme, ich habe dir eine lange Geschichte erzählt, die trotzdem keine Antwort gegeben hat, weil ich sie selbst nicht kenne.
    
    Dies ist einer der Teile, die ich ausgelassen habe, weil sie mir eine der Ruinen wieder vor Augen hält."
    
    „So war es nicht gemeint, ich ...
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