1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... seine Erzählung außer Frage ließ, dass seine Gefühle von damals noch nicht vergangen waren?
    
    „Hast du... Habt ihr miteinander...?"
    
    Ihre Frage war taktlos, doch es war ein Punkt, den er geradezu auffällig ausgelassen hatte.
    
    Sie wusste nicht, was für eine Antwort sie erwartet hatte, aber sein direktes „Ja" war keine davon. Vielleicht hätte sie nun enttäuscht sein sollen, ihr wurde bewusst, dass sie ihn seit gerade einmal einigen Tagen kannte und er erzählte davon, dass er mit jemand anderem geschlafen hatte. Aber hatte sie nicht auch ihre eigene, viel dunklere Vergangenheit? Wie sollte sie ihn dafür verurteilen können, auch früher schon geliebt zu haben?
    
    In seinen Worten lag mehr Wahrheit, als er vielleicht selbst ahnte. Die Umstände, wie sie die Liebe zu ihm gefunden hatte, waren alles andere als gewöhnlich. So verschieden seine Vergangenheit auch von ihrer war, so hatte sie doch eines mit ihrer gemeinsam: Sie hatten beide alles verloren, ihre Gefühle zueinander waren letztendlich eine direkte Konsequenz.
    
    Es war eine aus der Not geborene Liebe. Ihre Bindung war deshalb so stark geworden, weil sie niemand Anderes hatte, nicht einmal jemanden, mit dem man reden konnte. Quinn war die Heilung für ihre Einsamkeit gewesen, als sie sich ihm bereitwillig hingegeben hatte, nicht weniger, aber auch nicht mehr, wie ihr bewusst wurde. Sie war natürlich davon überzeugt gewesen, dass sie ihn liebte, doch eigentlich war es nichts weiter als Verzweiflung gewesen, sie hatte ...
    ... Nähe, Vertrauen gebraucht und er hatte es ihr gegeben. War sie nun im Gegenzug bereit, dasselbe für ihn zu tun?
    
    Seine Worte hatten sie nachdenklich gemacht: Wie echt war das, was sie sich gegenseitig gaben? Spielte sie sich nicht nur wieder selbst etwas vor, weil sie nicht akzeptieren wollte, dass sie für immer die einsame, suchende Waldläuferin bleiben würde? Was sollte sie überhaupt glauben, wenn sie nicht einmal sich selbst glauben konnte, wenn sie nicht einmal ihre eigenen Gefühle deuten konnte?
    
    Wieder war sie abgeschweift, war ihren eigenen Gedanken gefolgt, ohne ihm wirklich zuzuhören. Die letzten Worte seiner Geschichte schienen zu schweben, sie einzufangen, vielleicht nur um ihr zu zeigen, dass sie nicht nur auf ihre Zweifel hören sollte.
    
    „Ja, wir hatten etwas mehr als zwei Jahre zusammen, dann musste es enden. Ich hatte meinen Abschluss, bekommen, meine Zeit an der Akademie war vorüber. Weißt du wie es ist, sich über etwas freuen zu müssen, was eigentlich alles zerstört, was man bis dahin hatte?
    
    Noch heute sehe ich meine Meister vor mir: Einer nach dem anderen schüttelt mir die Hand, gratuliert mir zu einem sehr guten Ergebnis, jeder mit einem guten Ratschlag, welchen ich in meinem zukünftigen Leben beachten sollte. Der Einzige, der anscheinend Verständnis für mich hatte war Heralion, ab diesem Zeitpunkt war er nicht länger mein Meister:
    
    „Das Leben beinhaltet viele schwere Entscheidungen, immer wieder gibt es einen Punkt, an dem du glauben wirst, es geht ...
«12...363738...74»