1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... wollte keine alten Wunden wieder aufreißen..."
    
    Sie blieb stehen und versuchte ihn festzuhalten, ihn zu umarmen, sich mit einem Kuss entschuldigen, jedenfalls bei sich selbst. Doch er wehrte sie leichtfertig ab, starrte einfach geradeaus und stapfte weiter den Weg entlang, sodass sie ihm folgen musste.
    
    „Ich kann es nicht vergessen. Vielleicht ist es gut, wenn ich es jemandem erzähle, und du bist die Einzige, bei der ich das tun würde. Willst du meine Geschichte hören?"
    
    „Nur, wenn du willst."
    
    Ihre Antwort war im Nachhinein betrachtet ein wenig plump, doch was hätte sie sagen sollen? Ein „Ja" wäre zu direkt gewesen, ein „Nein" gelogen.
    
    „Nun gut, wie du willst. Aber ich habe dich gewarnt, es ist keine Geschichte mit einem guten Ende."
    
    Sie nickte stumm, jetzt durfte sie ihn nicht mehr unterbrechen. So war es schon am Abend in der Taverne gewesen, sie hatte ihn einfach erzählen lassen und sie war darin versunken. Von ihr hatte sie bisher nur wenig erzählt, ein paar Mal den Anfang, wie sie als Waisenkind aufgenommen wurde, jedoch nie weiter.
    
    „Aileen. Ihr Name war ... ist Aileen. Sie lebte wie ich in der Akademie, seit ihrem siebten Lebensjahr. Woher sie stammt weiß ich nicht, über so etwas redet man nicht, wenn man keine Eltern mehr hat. Ich hatte damals meinen siebten Geburtstag in Reichweite, auf den ich mich wie jedes Kind unglaublich gefreut habe.
    
    Auch wenn die Lernmethoden manchmal etwas rustikal waren, so war mein Geist dennoch der eines Kindes und so ...
    ... wollte ich eine große Feier für mich haben. Meine Lehrmeister gaben mir und denjenigen, die ich einladen wollte den Vormittag frei, unter der Bedingung, dass wir am Nachmittag aufmerksam ihren Lektionen lauschen würden.
    
    Ich kann es mir nur noch schwer vorstellen, aber auch ich war mal ein Kind, welches von der Welt so viel Ahnung hatte wie eine Eintagsfliege. Als schließlich mein großer Tag kam weckte mich Richard, einer meiner damaligen Freunde und präsentierte mir stolz einen Kuchen, den er mit seinen Kumpanen gebacken hatte. Er schmeckte scheußlich und war schwarzgebrannt durch die eindeutig dilettantische Verwendung von magischem Feuer, doch als Kind braucht man nicht viel, um glücklich zu sein.
    
    Bis dahin hatte ich von meiner neuen Mitschülerin keine Notiz genommen, sie im Gegenteil großzügig ignoriert, weil ich mich schließlich auf meinen Geburtstag vorbereiten musste, wie Kinder dies eben tun. Vielleicht waren meine Handlungen für einen fast Siebenjährigen noch etwas unausgereift, aber unsere Lehrmeister erzogen uns nach dem Prinzip der eigenen Erfahrung.
    
    Sie warnten uns nicht davor, dass ein brennender Stock weh tun könnte, sondern ließen uns damit spielen, bis wir uns verbrannten. Sie verboten uns nicht, auf der Treppe fangen zu spielen, bis wir stürzten und uns eventuell etwas brachen. Die Fähigkeiten, uns zu heilen waren vorhanden, innerhalb der nächsten Stunden erholten wir uns mithilfe der Magie auch wieder von den meisten Verletzungen. Wir mussten unsere ...
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