1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... durchaus beachtliche Position bekleidete, egal wie die äußeren Umstände gerade waren.
    
    Vielleicht war es besser so, vielleicht würde sie jemanden finden, der besser auf sie aufpassen konnte als er. Womit sollte er sie überhaupt ernähren können? Er konnte ihr nicht das Geringste bieten, er war ein einfacher Tagelöhner, alles andere wäre gelogen. Für ihn selbst hatte es stets gereicht, die Suche nach Raqash hatte ihm ein Ziel gegeben, einen Grund, sein Dasein nicht als sinnlos zu bezeichnen.
    
    Er hatte keine Minute seinen Verstand benutzt, als er sie geküsst hatte. Er hatte mit ihr geschlafen, ohne eine Sekunde daran zu denken, was das für sie bedeutete. Natürlich, er hatte sie wirklich geliebt, tat es immer noch, das gab ihm aber noch keinen Grund, sein Handeln damit zu rechtfertigen. Er hatte überlebt, weil er tötete, weil er andere Leben zerstörte. Das war bestimmt nichts, was er ihr antun wollte. Alles, was er tat, schien selbstverständlich notwendig, das war das Einzige, worauf er noch achtete, aber gerecht war es nie. Jede Handlung forderte seine Opfer, entweder sichtbar, wie ein ausgelöschtes Leben, oder unsichtbar in der Seele eines Anderen, wie die Heilung von Darias Hand, die ihr am Ende nur falsche Hoffnungen eingebracht hatte.
    
    Er bestimmte über das Leben eines anderen, als wäre er der Tod selbst, vor diesem Hintergrund konnte er kaum hoffen, jemals gut genug für eine Frau zu sein. Zwei ganze Tage lang hatte er es geschafft, all das zu ignorieren, sich selbst ...
    ... einzubilden, sie könnte ihm helfen. Nun sah er, wie naiv er gewesen war, niemand würde an ihm etwas ändern können.
    
    Ein bitteres Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Als sie vorhin gesagt hatte, Paktmagier hätten einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, hatte ihn das an eine Geschichte erinnert, die ihm einer seiner Lehrmeister erzählt hatte. Sie handelte von einem Helden in schillernder Rüstung, endlosem Mut und dem Herz eines wahren Helden:
    
    Thorald war der jüngste Sohn des Königs. Sein ältester Bruder Fugal würde einmal das Königreich übernehmen, sein zweiter Bruder Lajen hatte die Tochter von Frejon, geheiratet. Die Tochter war Frejons einziger Nachkomme, so würde Lajen mit ihr zusammen die Herrschaft über den Handel in der Stadt übernehmen, welcher im Moment noch der Aufsicht von Frejon unterlag.
    
    Er hingegen hatte zu seinem 18.Geburtstag eine Ritterrüstung von seinem Vater bekommen, um seine Ausbildung abzuschließen. Von seinem eigenen Vater war er zum Ritter geschlagen worden, später würde er unter seinem eigenen Bruder dienen. Immerhin war er als Königssohn stets der Ehrengast an der Tafel, würde mit einer wunderschönen Frau verheiratet werden und für sein Vaterland kämpfen. An dem Tag, an dem die Geschichte beginnt, stand Thorald am Haupttor Wache. Normalerweise war dies keiner seiner Aufgaben, aber Prevel hatte sich heute krankgemeldet und die meisten Wachen begleiteten seinen Vater auf einem offiziellen Besuch in das benachbarte Königreich. In der Ferne kam ein ...
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