1. Erinnerungen 02


    Datum: 15.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... alleine gelassen wurden, mit der Aufgabe herauszufinden, was der andere an diesem Abend am liebsten essen wollte. Sollte es einer von uns schaffen, dies herauszufinden und den anderen daran zu hindern, würde er genau dies auch bekommen.
    
    Es ist schwierig zu erklären, wenn man sich nicht mit Magie und deren Anwendung beschäftigt hat, man kann es mit einem geistigen Fechtkampf umschreiben, glaube ich. Ein Fechtkampf jedoch, bei dem man noch lange nicht gewonnen hat, wenn man den anderen getroffen hat, sondern erst über eine Art Mauer springen muss und dann in einem riesigen Labyrinth den Weg finden. Um dies zu können, muss man seine eigene Verteidigung fallen lassen, wie bei einem Fechtkampf eben.
    
    Um sozusagen den richtigen Weg zu finden, probiert man alles aus, was einem hilfreich erscheint, liest sozusagen jede vorhandene Information, um sich eine Karte zeichnen zu können. Das Lieblingsessen ist nicht gleich dem Frühstück und so weiter, es kann Tage, sollte er talentiert sein auch Wochen, dauern, auf diese Weise in dem Geist eines Fremden die richtige Information zu finden.
    
    Genau diese Aufgabe stellten sie uns schließlich, zwei Monate nach meinem sechzehnten Geburtstag. Wir wurden in einen großen Raum geführt, indem es alles gab, was das Herz begehrte. Für das körperliche Wohl würde auf Anfrage gesorgt werden, jedoch würden wir ihn nicht verlassen dürfen, bis einer von uns die Aufgabe gelöst hatte, herauszufinden, was der andere an diesem Abend am liebsten essen ...
    ... wollte.
    
    Wie gesagt, wir waren beide durchaus begabt und unsere vorgestellten Wünsche wurden von Tag zu Tag umfangreicher, sodass wir weit davon entfernt waren, am Ziel anzukommen. Eine Woche wurde zu zwei, mit der Zeit wurde der Raum, indem wir uns befanden beklemmend, obwohl er so groß war, dass man von einer Ecke zur gegenüberliegenden etwa 150 Schritte benötigte, mit einer riesigen Kuppel in der Mitte, die von einem Dutzend Säulen gestützt wurde.
    
    Trotzdem verändert die Zeit, in der man auf diese Art und Weise zusammenlebt zwangsläufig die gegenseitigen Ansichten über den anderen. Wir hatten die Möglichkeit, beinahe jede Bewegung und jeden Atemzug des anderen zu beobachten, unsere geistigen Duelle über den gesamten Tag trugen nicht gerade dazu bei, bei körperlich gutem Zustand zu bleiben.
    
    Dennoch brauchte es noch eine besondere Nacht, die etwas in mir wie einen Schalter umlegte, von einem Tag auf den anderen war ich wie ausgetauscht. Aileen erging es auch nicht viel anders, wie sie mir später erzählte.
    
    Wir waren in unseren persönlichen Kampf vertieft, über eine viel zu lange Zeit saßen wir uns in der Mitte des Raumes einfach nur gegenüber und versuchten, uns im Geist des anderen zurechtzufinden. Unsere Verteidigung war vor mehreren Stunden der Erschöpfung zum Opfer gefallen, doch niemand wollte aufgeben. Das Feuer ging aus, sodass es immer kälter wurde, doch wir machten weiter. Die ganze Nacht über und auch noch am nächsten Tag.
    
    Erst nach über 50 Stunden hörten ...
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