1. Ich bin nicht Mary


    Datum: 28.03.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: lucy

    ... Finn, gute Nacht."
    
    Er schaut ihr nach bis das Rücklicht ihres Fahrrades um eine Ecke verschwindet. Dann legt er sich auf die Betonstufen welche zum Fluss hinunterführen und immer noch warm sind, schaut in den Nachthimmel, denkt was für eine wundervolle, sexy und sonderbare Frau sie doch ist. Den ganzen Abend hat sie gelacht, hat es locker genommen, wie sehr sie auch geneckt wurde. Er denkt an den Moment, als sie ihre Beine um ihn geschlungen hat, wie sehr es ihn erregt hat, wie weich und warm sie sich angefühlt hat, wie ihr Haar ihn gekitzelt hat und wie feucht sich ihre Lippen auf seiner Wange angefühlt haben.
    
    Und dann, urplötzlich, ist aus dieser lachenden, wundervollen, warmen Frau eine kalte und harte geworden, nur weil er einen Kosenamen gebraucht hatte, welchen sie bestimmt schon tausend Mal gehört hat. Immerhin hat sie seine Entschuldigung akzeptiert, aber nach einem weiteren Date zu fragen war nach dem Faux pas nicht mehr zur Debatte gestanden.
    
    Finn beschliesst, ihr einige Tage Zeit zu geben und sie nicht gleich am nächsten Tag anzurufen. Wenn er es so lange aushält.
    
    Er ruft sie am Freitag an, drei Tage später.
    
    "Nein, heute Abend hab ich schon was vor. Und Morgen auch. Aber wir können uns am Sonntag treffen. Wir könnten biken, wenn du willst." Finn will, allerdings ist der Gedanke, weitere zwei Tage warten zu müssen bis er sie wieder sieht beinahe unerträglich. Marianthi ist permanent in seinen Gedanken, vor allem wenn er am Redesign arbeitet. Einmal ...
    ... hat er sogar verschämt seine Nase in eines der Hefte gesteckt in der Hoffnung, etwas von ihrem Geruch zu erhaschen.
    
    Immer wieder schaut er ihr schwarz-weisse Bild auf der Website an. Das Bild, welches ihr überhaupt nicht gerecht wird. Es zeigt weder ihr Lächeln noch die Reihe weisser Zähne zwischen den rosa Lippen, weder die Grübchen in ihren Wangen wenn sie lacht noch wie sie ihr Haar über ihre Schultern schnippt, er kann weder ihr perlendes Lachen hören noch ihren Duft riechen. Und er kann auch nicht ihre Wärme spüren, so wie er es konnte als sie nebeneinander auf den Betonstufen am Fluss sassen. Das Bild ist ein tatsächlich nur erbärmliches Surrogat, aber es ist das einzige, welches er hat.
    
    ***
    
    Wie jeden Freitag nimmt sich Mary auch diesmal jede Menge Zeit für ihre Vorbereitungen. Zeit hat sie ja, Freitag ist ihr freier Tag. Am Morgen Einkaufen, an einer ihrer Geschichten schreiben welche sie nie jemanden lesen lässt, nicht weil sie sich schämt für das was sie zu Papier bringt, sondern weil sie denkt, dass es nicht gut genug ist, um es auf einer der vielen einschlägigen Websites zu veröffentlichen.
    
    Dann lässt sie ein Bad ein, schüttet grosszügig Badesalz hinein, entspannt sich darin, rasiert sich die Beine und die Schamhaare, entfernt mit Hilfe eines Spiegels auch noch das letzte Härchen um ihr Poloch, feilt ihre Nägel bevor sie sich von Kopf bis Fuss wäscht und die Haare schamponiert. Abgetrocknet, geföhnt und den ganzen Körper mit Lotion eingerieben geht sie ...
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