1. Thao 05


    Datum: 27.12.2018, Kategorien: BDSM Autor: bySena78

    ... schließlich gegen die Schwingtür krachen ließ und durch sie hindurch verschwand.
    
    49. Mit Harald unter der Brücke
    
    „Warum hast du es mir nicht einfach am Telefon gesagt? Was ist los mit Heinrich?"
    
    Thao sah mürrisch von ihrem Platz am Fluss hoch und blinzelte zu Karls Vater hinauf, der mit dem Rücken zur Abendsonne stand.
    
    „Karl macht sich um dich Sorgen und möchte nicht, dass du allein bist."
    
    Die Punkerin ballte ihre Fäuste.
    
    „Harald! Bitte! Sag es mir einfach, okay?"
    
    Der lange, hagere Arzt, setzte sich neben ihr auf den Betonboden, ungeachtet seines Anzugs. Er war eigentlich sehr müde und hatte 12 Stunden Arbeit hinter sich gebracht.
    
    „Er ist im Hospiz, Thao, und wird bald nicht mehr leben."
    
    Das Mädchen sah auf das Wasser hinunter und sagte nichts.
    
    „Er wollte wahrscheinlich nicht, dass du ihn dahinsiechen siehst."
    
    Thao schloss die Augen, Tränen liefen ihre Wangen hinab.
    
    „Was hat er?"
    
    Harald war es gewohnt, schlechte Neuigkeiten mitzuteilen, aber selbst er musste mit sich kämpfen, um nicht die Fassung zu verlieren.
    
    „Er hat Lungenkrebs, Thao. Inoperabel! Sonst hätte ich es probiert."
    
    Er sah ihren Kampf und litt mit ihr. Er hätte ihr so gern etwas von ihrer Last abgenommen.
    
    „Woher kanntest du Heinrich?"
    
    Thao sah zur Brücke hoch, öffnete den Mund und atmete tief durch.
    
    „Ich hab ihn hier getroffen, fast genau an dieser Stelle. Sie ist super schön, wenn man scheiße drauf ist, weißt du?"
    
    Sie musste sich zusammenreißen.
    
    „An ...
    ... dem Tag war sie besetzt von einem Penner."
    
    Thao lächelte und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    
    „Das war vor zwei Jahren. Hast du gewusst, dass er Lehrer war?"
    
    Harald verneinte.
    
    „Ich habe aber gemerkt, dass er Bildung besitzt. Ich habe ihn vor ein paar Tagen besucht."
    
    Thao sah ihn an, aber er winkte ab.
    
    „Ich habe mich nur erkundigt, wie es ihm geht. Dass er solch einen aggressiven Krebs hat, habe ich erst gestern erfahren."
    
    Harald warf einen kleinen Stein in das Wasser.
    
    „Weißt du, wie er auf der Straße gelandet ist?"
    
    Thao hob ihre Schultern.
    
    „Er hat wegen einer Frau Schulden gemacht, aber viel hat er mir nie darüber erzählt."
    
    Thao sah Harald nachdenklich an. Sie musste sich immer wieder die Tränen aus den Augen wischen.
    
    „Weißt du was?"
    
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    
    „Er hat gemeint, dass er hier glücklich war. Absurd, oder?"
    
    „Warum nicht, Thao? Diogenes war es auch."
    
    Die Punkerin dachte kurz nach und lächelte.
    
    „Geh mir aus dem Licht ..."
    
    Harald nickte.
    
    „Vielleicht musstest du das für ihn auch tun."
    
    Sie versuchte, sich gegen diesen Gedanken zu wehren, aber er tröstete sie.
    
    „Wird er leiden, Harald?"
    
    Der Arzt schüttelte seinen Kopf.
    
    „Er wird starke Medikamente bekommen, bis es geschafft ist."
    
    Karls Vater stand auf und gab ihr die Hand.
    
    „Sind das seine Sachen dort?"
    
    Thao nickte.
    
    „Lass uns das, was dir wichtig ist, einpacken!"
    
    Er zog sie hoch und drückte sie an sich. Das Mädchen umarmte ihn und ...
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