Schillers Faust 03
Datum: 02.04.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byhankathi
... herab.
„Wohl bekomm's, Schlappschwanz!", lachte sie hämisch, „Du solltest mal dein dämliches Gesicht sehen!"
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Annes Attacke und ihre offenkundige, bösartige Freude daran, mich beschmutzt und gedemütigt zu haben, der Triumph und der blanke Hass, den ich in ihren Augen zu erkennen glaubte, setzten meine Ratio außer Gefecht.
Meine Instinkte und mein Jähzorn übernahmen das Kommando. Im nächsten Augenblick umklammerte meine rechte Hand Annes Kehle, und mein Körper richtete sich auf. Annes Lächeln wurde starr und ihre Augen quollen hervor, als ihre Füße den Bodenkontakt verloren und die Luft knapp wurde. Ihr Mund stand halb offen, als sie röchelnd um Atem rang. Meine Linke musste meinen Gürtel aufgeknotet haben, denn ich war plötzlich nackt, und mein Schwanz stand hart von mir ab.
Annes Hände flogen herum, ihre Beine strampelten, aber ich hielt sie an der Kehle auf Armeslänge von mir weg. Meine freie Hand griff in den Ausschnitt ihrer Bluse und zerriss sie mit einem Streich. Annes stramme, runde Titten, von einem Nichts aus schwarzer Spitze hochgestemmt, drängten sich mir entgegen. Ich sah ihren schönen, sanft gerundeten Bauch. Das Nabelpiercing, das ich ihr geschenkt hatte. Das Blumentattoo. Die Kaiserschnittnarbe. Die Bilder der dramatischen Szenen im OP. Meinen neugeborenen Sohn auf meinem Arm. Den Arzt, der uns in dürren Worten erklärte, dass Lukas unser einziges Kind bleiben würde.
Mein Griff um Annes Hals löste sich, und ...
... sie fiel zu Boden. Sie landete auf der Seite, kauerte sich keuchend zusammen und legte schützend die Arme um ihren Kopf.
Ein guter Mensch hätte sich jetzt besonnen, das krampfartig hustende Bündel sanft aufgehoben und auf die Liege gebettet. Ein guter Mensch hätte um Verzeihung gebeten und ein langes, verständnisvolles, sensibles, womöglich auch sentimentales Gespräch gesucht, um herauszufinden, warum alles so furchtbar schiefgegangen war. Ein guter Mensch hätte keine Mordswut im und keine steinharte Erektion unterm Bauch gehabt. Aber gute Menschen waren nun mal gerade nicht anwesend. Statt für Anne Mitleid zu empfinden, bemitleidete ich nur mich selbst, und statt sie zu trösten, wollte ich sie für all unsere schmerzhaften Erinnerungen und zerbrochenen Träume bestrafen. Ich packte Anne bei den Haaren und zog sie hoch.
Möglicherweise hätte sich trotzdem alles ganz anders entwickelt, wenn ich sie jetzt verletzt, gebrochen und traurig gesehen hätte; aber wenn ich geglaubt hatte, ihre Streitlust sei gestillt, hatte ich mich getäuscht. Kaum stand Anne wieder, holte sie mit der rechten Hand aus und ohrfeigte mich überraschend schmerzhaft. Ich spürte, dass ihr Ehering mir einen kleinen Cut am Wangenknochen beibrachte - meine im Boxtraining geschulten Reflexe hatten wohl gerade Pause, als es ums Ausweichen ging. Bei meinem Konter funktionierten sie aber zu Annes Pech wieder perfekt. Im Boxring hätte mein Gegner über meinen linken Schwinger zwar allenfalls milde gelächelt, aber ...